N*E*R*D Berlin, Huxley’s Neue Welt


Vergnügen für Körper und Geiste: Die Neptunes als Live-Band.

Zunächst Entsetzen. Eigentlich hatte man sich zu einem HipHop-Konzert verabredet, und dann spielt da eine Band im Vorprogramm. Auch noch eine weiße. Schon in Ordnung, klar. Aber leider rücken die Herren namens Spymob mit einem Sound heraus, der sich irgendwo zwischen US-Softrock der späten 70er und Stings erstem Soloalbum einsortiert. Da fragen sich denn doch einige, ob sie bei der richtigen Veranstaltung gelandet sind. Diese wohlerzogenen und adretten Jungs auf der Bühne sollen N*E*R*D, den heißesten Black-Music-Shit unter der Sonne, unterstützen? Spymob sind nämlich nicht nur Vor-, sondern auch Backingband von N*E’R*D. Kein DJ, kein Playback, nur der wahre Klang zählt. Dazu gesellt sich Rapper Shay, der sich während der Show aber zurückhält und mehr Kumpelals Performer zu sein scheint. Kumpel von Pharrell Williams, um genau zu sein. Der smarte Bursche aus Virginia steht eindeutig im Mittelpunkt. Stubenhocker Chad Hugo, der Dritte im N*E*R*D-Bunde und auch fester Partner von Williams bei The Neptunes, war wegen familiärer und geschäftlicher Pflichten zu Hause geblieben. Schließlich muss auch jemand dafür sorgen, dass die für Ende März angekündigte Platte fly or die rechtzeitig fertig wird.

Es dürfte eine ungewöhnliche Produktion ins Haus stehen, denn N*E*R*D verschmähen schon auf der Bühne das Regelwerk des HipHop, verzichten häufig auf Sprechgesang und Beats. Man hat ja die Spymob-Jungs, die jetzt eine tight gespielte Mischung aus Funk, Rock und Pop hervorzaubern, bei der sich Williams wie ein kleiner König fühlen darf. Was der Bandleader als Sänger und Rapper bietet, entspricht zwar kaum den Anforderungen der Akademie, doch diesen „Mangel“ gleicht er mit viel Gefühl und Sinnlichkeit aus. Gerade auf die weiblichen Besucher im Publikum wirkt diese so gar nicht machohafte Darbietung sehr anziehend. Als Williams einige von ihnen bittet, auf die Bühne zu kommen, herrscht sofort Gedränge. Als erdannauch noch den Waschbrettbauch entblößt, kreischt der halbe Saal. Aber auch die Herren kommen auf ihre Kosten. Spätestens bei Rocknummern wie „Rock Star – Poser“ und „Lapdance“, die das Publikum zum Schluss kräftig in Bewegung bringen und ein Vergnügen für Körper und Geist abrunden.