Neue Videos


Rechtzeitig zur Tour kommt Paul Young nun auch auf Video. Die „Video-Single“ enthält sechs Clips des Engländers, der mit Songs wie „Come Back And Stay“, „Love Of The Common People“ oder „Everything Must Change“ zeigt, daß man heutzutage als Pop-Star neben einer guten Optik sogar noch eine hervorragende Stimme besitzen darf. (CBS/Fox ca. 70 Mark) Eine etwas härtere Gangart legen die Schweizer Hartmetaller von Krokus an den Tag: „Live In New York“ zeigt die wüsten Jungs um Sänger Mark Storace von ihrer dämonischen Seite. (RCA/Columbia 78,- DM) Wie dieses ganze Ding „Popmusik“ überhaupt begann, zeigt „Rock’n’Roll – The Early Days“

mit teilweise SW-Aufnahmen der Herrschaften Presley, Fats Domino, Little Richard u.a. – mitreißend und frisch wie eh und je! (RCA/ Columbia 78,- DM) Die EMI/Thron bietet demnächst ein ganzes Paket neuer Musikvideos an -Tina Turner („Live’n’Rough“), Thompson Twlns („Live“), Ready Steady Go Teil 2, 3 und ein Motown-Special: Marillion und Peter Tosh. Bei Redaktionsschluß konnten leider noch keine Angaben über die Ladenpreise gemacht werden.

Interessante Neuerscheinungen bei den Importeuren (Infos u.a. von „Schauinsland“): The Kinks „Return To Waterloo“ (Live und Clips), Joe Cocker „Mad Dogs & English Men“, Barclay James Harvest „Victims“ (Clips), und Elton John „Yellow Brick Road“ (Live).

Des weiteren ein knackiger Heavy Metal-Zusammenschnitt „Metal Edge“ mit Ozzy O., Black Sabbath, Gary Moore, Twisted Sister, Motörhead, u.a. und eine nicht gerade jugendfreie Cassette mit dem Titel „Sexy Shorts“, in der mehrere Clips aneinandergereiht worden sind, die wegen einiger „heißer“ Szenen sicher nicht ins Fernsehen kommen. Mit dabei: Queen („Body Language“) The Tubes („Sports Fans“, „Mondo Bondage“) Duran Duran („The Chauffeur“) u.a. Import-Videos werden normalerweise für 79,- DM angeboten. Nun zu den Spielfilmen: „Unter dem Vulkan“: Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Malcolm Lowry hat sich Hollywood-Altmeister John Huston ein seit über 30 Jahren verfolgtes Wunschvorhaben realisiert. Der 1947 erschienene Roman Lowrys verdichtet die Tragödie eines Säufers und das drohende Unheil des Zeiten Weltkrieges zum Bild eines kollektiven Zusammenbruchs. Es ist der 1. November 1938 – der Tag. an dem die Mexikaner ihre Toten feiern. Es ist der Tag, der dem britischen Konsul Geoffrey Firmin (übermächtig gespielt von Albert Finney) zum Verhängnis wird. Wir erleben das zwangsläufige Scheitern eines Mannes, der deplaziert ist – in seiner Zeit und auch in seinem Standort.

Es ist ein Abstieg in die dunklen Zimmerfluchten schmieriger Cantinas und schäbiger Bordells – ein Abstieg in die Hölle der Selbstzerstörung. Huston setzt mit der Figur des Firmin die Galerie jener gebrochenen Helden und gescheiterten Existenzen fort, denen seit jeher die Sympathie seiner besseren Arbeiten gehört („Asphaltdschungel“, „Nicht gesellschaftsfähig“, „Fat City“). Erschienen bei CBS/Fox.

Letztes Jahr kamen die Russen nach Amerika – jedenfalls im Kino. John Milius faschistoide Vision „Die rote Flut“ beschwor den amerikanischen Alptraum einer sowjetischen Invasion. Die Rote Armee besetzte Ausfallstraßen und McDonald’s-Restaurants. Der Film erregte die Gemüter so stark, daß eine andere russische Invasion im US-Kino unterzugehen drohte: Paul Mazurskys „Moskau in New York“, jetzt bei RCA/Columbia auf Video herausgekommen. Nicht waffenklirrende Soldaten sind es hier, die im Land der unbegrenzten Möglichkeiten einfallen, es ist der russische Staatszirkus, und er kommt mit friedlichen Absichten.

Und doch: Für amerikanische Augen nehmen sich Cola-Flasche und Hamburger in der Hand eines russischen Artisten wohl ebenso fremd aus wie in der eines Rotarmisten. Nur die Akzente liegen anders. Mazursky hat eine Komödie gedreht. Erzählt wird eine Neuauflage der „Ninotschka“-Geschichte: Linientreuer Saxophonist, mit Staatszirkus auf Amerika-Tournee, erliegt den Verlockungen des kapitalistischen Konsumparadieses New York.

Marketing-Video vermeldet eine Premiere: Das Science fiction-Opus „Trancers“ war im Kino noch nicht zu sehen. Aber die Story ist bekannt und irgendwo zwischen „Terminator“ und „Runaway“ angesiedelt. Es geht um einen Menschenjäger aus der Zukunft, der Verbrecher über Zeitschranken hinweg quer durch alle Jahrhunderte verfolgt. Bis in das Jahr 1985.

Einen Zeitsprung ganz anderer Art unternehmen die Marinesoldaten Dave (Michael Pare) und Jim (Bobby DiCicco). Ihr Schiff, der Zerstörer „Eldridge“, ist bei einem mißglückten wissenschaftlichen Experiment, dem „Philadelphia Experiment“ (bei Thorn EMI), versehentlich aus Raum und Zeit gerissen worden. Dave und Jim fallen dabei in ein Zeitloch und geraten aus dem Kriegsjahr 1943 geradewegs in unser Orwell-Jahr 1984. Was uns selbstverständlich ist, mutet ihnen wie Science fiction an: eine achtlos auf die Straße geworfene Cola-Dose, ein Automobil mit Automatikschaltung, ein Fernsehapparat, auf dessen Mattscheibe eine Oben-Ohne-Darbietung abläuft.

Bedrohung und Komik liegen in solchen Momenten der Fremdheit gegenüber unserer Welt eng beieinander. Als David den US-Präsidenten Ronald Reagan bei einer Fernseh-Ansprache entdeckt, fragt er arglos: „Den da kenn‘ ich. Ist das sein neuer Film?“

Mehr als ein Wort wert ist die Tatsache, daß Warner Home Video Lawrence Kasdans .Debüt-Film „Die heiss-kalte Frau“ („Body Heat“) wieder ins Programm aufgenommen hat. Elegant und stilsicher erzählt Kasdan die Geschichte um eine mysteriöse „femme fatale“, die einen ahnungslosen Mann in einen sorgfältig geplanten Mord hineinzieht.

Der junge Rechtsanwalt Ned Racine (William Hurt) verliebt sich in die attraktive Strohwitwe Matty (schöner noch als in „Jagd nach dem grünen Diamanten“: Kathleen Turner). Aus anfänglicher sommerlicher Leidenschaft entwickelt sich eine hitzige Besessenheit, die den Blick für die Realitäten trübt. Ned läßt sich zum Mord an Mattys reichem Mann hinreißen, doch die Frau, für die er diese verhängnisvolle Tat begeht, hat bereits andere Pläne. Ein subtiles Melodram in gekonnter Nachfolge der „Schwarzen Serie“, über dessen Bilder Regisseur Kasdan eine schwül-heiße Atmosphäre gelegt hat.

Weitere erwähnenswerte Videos: „Eddie and the Cruisers“ (VCL), Geschichte um einen fiktiven Rock’n’Roll-Star der frühen Sixties, der 20 Jahre nach seinem Tod eine Renaissance im buchstäblichen Sinne erlebt (mit Michael Pare und

Helen Schneider in ihrem Leinwanddebüt). Dazu passend: „Die Buddy-Holly-Story“, Biography-Film mit Gary Busey in der Titelrolle (CBS/Fox) „Oh, wie schön ist Panama“, Zeichentrick von Kinderbuch-Starautor Janosch (Atlas). „Police Academy“, Renner des letzten Kinojahres (Warner). „1984“, aktuelle Verfilmung des Orwell-Romans mit John Hurt und Richard Burton (RCA/Columbia). „Getting Straight“, Liebesgeschichte im Milieu der Studentenunruhen in den siebziger Jahren, in den Hauptrollen mit Elliott Gould und Candice Bergen (Arcade). „Die Ritter der Kokosnuß“ – Monty Python macht sich über das Mittelalter lustig (Atlas. „Der Unbeugsame“, mythisch stilisierte Sportler-Sage, gedreht um, für und mit Robert Redford (CBS/Fox). Und zuguterletzt noch ein Horror-Video: „Ben“ – Los Angeles fällt in die Hände von Ratten (Atlas).

Videotip des Monats:

„Faust der Rebellen Man sagt von ihm, er könne keinen Tag leben, ohne nicht wenigstens einen Film gesehen zu haben. Aber noch lieber arbeitet er an einem Film. Die Rede ist von Martin Scorsese, mittlerweile 43 Jahre alt, Italo-Amerikaner und Filmregisseur.

Seit Filmen wie „Taxi Driver“ oder „Wie ein wilder Stier“ gilt er als einer der besten, wenn nicht als der beste Regisseur des gegenwärtigen US-Erzählkinos. Mit klarem Blick für Realitäten und sicherem Gespür für filmische Wirklichkeit zieht er Kritiker und Publikum gleichermaßen in seinen Bann. Qualität und Publikumswirksamkeit sind bei Scorsese kein Gegensatz – das hat er mit Vorbild Hitchcock gemein.

Vor 15 Jahren drehte Scorsese seinen ersten Spielfilm in eigener Regie: „Boxcar Bertha“, Untertitel: „Bloody Song of Freedom“. Seinerzeit lief diese wüste Außenseiterballade unter dem Titel „Die Faust der Rebellen“ auch in deutschen Kinos, ist hierzulande dennoch weitgehend unbekannt. Entstanden in der als Talentschmiede bekannten B-Produktion Roger Cormans. zeigt „Faust der Rebellen“ schon die Eigenheiten des späteren Star-Regisseurs Martin Scorsese: kompromißloses, mitreißendes Kino, das von der Sympathie des Regisseurs zu seinen Helden erzählt, verstricken sie sich auch noch so sehr in Schwierigkeiten und Widersprüche.

Die Handlung ist im ländlichen Amerika der dreißiger Jahre angesiedelt. Die anhaltende Wirtschaftskrise führt zu brutaler und zynischer Ausbeutung der Arbeiter. Streiks und Demonstrationen werden mit staatlicher Macht niedergeknüppelt. Zwei setzen sich zur Wehr: Der Eisenbahnarbeiter Big Bill Shelley (David Carradine) und das Mädchen Boxcar Bertha (Barbara Hershey). Sie überfallen Banken und Lohnbüros, befreien inhaftierte Gewerkschafter. Erbeutetes Geld verteilen sie an die notleidenden Arbeiter. Doch die Übermacht der Gegenseite ist groß. Zwei allein haben keine Chance… (bei VCL Video).