Neue Videos


Als Bowie noch Ziggy hieß und seine Spiders vom Mars die Glam-Rock-Ära einläuteten, entstand ein Konzertmitschnitt, der nun auch für den privaten Hausgebrauch zu haben ist. Für ca. 90 Mark kann man sich den stark geschminkten David Bowie in „Ziggy Stardust“ ins Wohnzimmer holen (Thom/EMI).

In ME/Sounds 11/84 als Import angekündigt, hat nun doch noch Warner Music Video zugegriffen und kann mit Led Zeppelins fast schon historischem Konzertfilm „The Song Remains The Same“ auf Beta und VHS glänzen. 132 Minuten lang kann man die Pioniere des Hard-Rocks live und ungestüm erleben, und das zum Preis von akzeptablen 79 Märkern!

Weiter neu im Warner-Programm: The Cars (Heartbeat City, jene preisgekrönte Compilation diverser Promo-Clips unter der Mitarbeit von Kunst-Guru Andy Warhol – 79,- DM), Nik Kershaw (Video-Singles, 39,-DM) und Peter Maffay (Deutschland ’84; Live, Gespräche plus unveröffentlichtes Videomaterial – 79,- DM).

Bei den fleißigen Importeuren gesichtet: The Rolling Stones (Video Rewind; u.a. Julien Temples außergewöhnliche Regiearbeit zu „Undercover Of The Night“ – unzensiert!); Everly Brothers (Rock’n’Roll Odyssee, Album Flash), John Mayall And The Bluesbreakers (Live), Blondie (Live ’83), Bananarama (Video Album), Swans Way (History And Image, Live), Elvis Presley (This is Elvis), Barry Manilow (2 am. Paradise Cafe) und Jerry Lee Lewis (Live in Bristol) – letztere drei als mögliches Weihnachtspräsent für Papi und Mami definitiv zu empfehlen.

Etwas härter geht’s bei Status Quo zu, deren Abschiedskonzerte der „End Of The Road“-Tour auch auf Video gebannt wurden.

Abschließend wäre noch die überaus originelle Video-Singles-Cassette der Schweizer Experimental-Popstars Yello hervorzuheben, deren bebilderte Klangcollagen („Pinball Cha Cha“, „Lost Again“, „I Love You“ u.a.) ohne weiteres der Gattung „Kunst“ zuzuordnen sind (Polygram Musik-Video: 39,- DM). Nun zu den Spielfilmen:

Weil Weihnachten vor der Tür steht, zunächst einmal ein paar Kaufcassetten. Wie die Faust aufs Auge paßt da der Titel „Ein pikantes Geschenk“. Die Titelrolle in dieser Filmkomödie spielt Clio Goldsmith: ein „leichtes Mädchen“, das einem in den Ruhestand versetzten Angestellten (Pierre Mondy) von seinen Kollegen als „Abschiedspräsent“ überreicht wird. Dabei hat der mit Claudia Cardinale bereits eine Traumfrau zu Hause (Atlas, DM 99,-).

Bei CBS/Fox sind zwei Filme mit Charles M. Schulz‘ „Peanuts“ erschienen. „Charlie Brown und seine Freunde“ sind vollständig angetreten. Linus, Schroeder, Lucy, Sally und Charlie selbst sind so populär, daß man sie hier nicht mehr vorstellen muß. Und Snoopy dürfte Disneys Pluto inzwischen den Rang als bekanntesten Hund der Welt abgelaufen haben.

Die zweite Cassette trägt daher auch seinen Namen: „Snoopy“ ist Mittelpunkt in dem 80minütigen Film, in dem das selbstbewußte Haustier vor allem mit „Hunde haben kein Zutritt-Schildern zu kämpfen hat. Kosten pro Cassette: DM 89,-. Zusammen gibt’s beide Filme in einem poppigen Köfferchen zum Preis von DM 168,-.

Otto ist da schon billiger zu haben. Unter dem Titel „So ein Otto“ hat Warner eine Cassette mit einigen der beliebtesten Fernsehsketchen des ostfriesischen Originals auf den Markt gebracht. Das 45-Minuten-Programm kostet 59,90 und enthält solche Otto-Hits wie „Wort zum Montag“, „Skatgymnastik“ und „Haarstudio“. Die Auswahl hat der Blödelmeister selbst getroffen.

Außerdem zu kaufen: „Bugsy Malone“, Alan Parkers Gangsterfilmparodie, in der alle Rollen mit Kindern besetzt sind (Atlas, DM 99,-). „Eine Nacht in Casablanca“ ist auch so etwas wie eine Parodie und der vorletzte Film, in dem die Marx-Brothers zusammen auftraten (1946). Erschienen bei Atlas zum Preis von DM 89,-.

„Papillon“ ist die berühmte Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Henri Charriere. Unter der Regie von Franklin J. Schaffner entstand ein 2 1/2 Stündiges, dramatisches Loblied auf den unbezähmbaren Überlebenswillen eines Mannes, der als Kettensträfling auf den Teufelsinseln zugrunde gerichtet werden soll. Steve McQueen spielte hier die wohl prägnanteste Rolle seines Lebens. In einer zweiten Hauptrolle ist Dustin Hoffman zu sehen (RCA/ Columbia, DM 99,-).

Überhaupt Dustin Hoffman. Jemand sollte mal nachschlagen, ob er in diesem Monat Geburtstag/Jubiläum zu feiern oder ob er nur einen hervorragenden neuen Manager verpflichtet hat. Warner hat in diesem Monat nicht weniger als vier Hoffman-Filme auf den Leihcassetten-Markt geworfen. Natürlich befindet sich darunter auch der Pubertätsklassiker „Die Reifeprüfung“ aus dem Jahr 1967 – der Film, der Hoffmans markant weichliches Gesicht weltberühmt gemacht hat.

Mittelstandsjunge wird von reifer Mittelstandsnachbarin verführt und heiratet dann deren Tochter. Unterlegt ist das Ganze mit der Mittelstandsmusik von Simon and Garfunkel.

Zwei Jahre später spielte Hoffman in John Schlesingers „Asphalt Cowboy“ einen todkranken Kleinganoven, der sich mit einem gescheiterten Callboy (Jon Voight) zusammentut, um doch noch an das große Geld heranzukommen. Im kalten New York entsteht eine anrührend menschliche Freundschaft, die keine Zukunft hat.

In „Lenny“ (1974) ist Hoffman der alleinige Star. Unter der Regie von Bob Fosse zeichnet er weitgehend authentisch das Schicksal des Alleinunterhalters Lenny Bruce nach, der sich mit spitzen Bemerkungen und scharfen Worten gegen eine heuchlerische Gesellschaft mächtige Leute zu Feinden machte. Ständig stand er wegen angeblicher „Obszönitäten“ vor Gericht. Für Hoffman natürlich eine Paraderolle.

Ebenso wie die des „Washington Post“-Reporters Carl Bernstein, der zusammen mit seinem Kollegen Bob Woodward die Watergate-Affäre aufdeckt. Am Anfang stehen die Recherchen nach den Hintergründen eines Einbruches in das Hauptquartier der Demokratischen Partei. Am Ende steht der Sturz eines Präsidenten. Der Film „Die Unbestechlichen“ bereitet diesen Fall noch einmal so minutiös nach, wie das in 2 1/2 Stunden möglich ist. Unter der Regie von Alan J. Pakula sind neben Hoffman Robert Redford als Woodward und Jason Robards in einer „Oscar“-prämierten Nebenrolle zu sehen.

Shelley Winters ist eine lebende Kinolegende, und sie ist „Bloody Mama“: der blutrünstige Kopf eines Familienclans. Mit ihren vier Söhnen, einen davon spielt der damals (1969) noch unbekannte Robert de Niro, überfällt sie Banken und Juweliere und schreckt dabei auch vor keiner Gewalttat zurück. Ein Film aus der Fabrik des B-Movie-Königs Roger Corman, der auch Regie führte (VCL).

Der Titel „Ein Richter sieht rot“ verspricht eine Fortsetzung von Michael Winners filmischen Selbstjustiz-Proklamationen „Ein Mann sieht rot“ mit Charles Bronson, hat damit aber so gut wie nichts zu tun. Michael Douglas spielt einen jungen Richter, der aufgrund juristischer Spitzfindigkeiten am laufenden Band überführt geglaubte Gewaltverbrecher freisprechen muß. Mit dieser Rechtspraxis unzufrieden, schließt er sich einem obskuren Geheimbund gleichgesinnter Kollegen an. Dort hat man es sich zur Aufgabe gemacht, vermeintliche „Justizirrtümer“ zu berichtigen. Nach kurzer, geheimer Verhandlung im Hinterstübchen werden ungeschoren Davongekommene in Abwesenheit zum Tode verurteilt und durch angeheuerte Profikiller beseitigt. Das funktioniert so lange, bis die selbstherrlichen Richter voreilig einen tatsächlich Unschuldigen verurteilen und hinrichten lassen. Der junge Richter, und mit ihm der Zuschauer, beginnt an der Richtigkeit der Feme-Justiz zu zweifeln (CBS/Fox).

Außerdem neu: „Der große Frust“. Lawrence Kasdans liebevolle Bestandsaufnahme, was von den Träumen und Utopien der sechziger Jahre übriggeblieben ist. Mit Sympathie und Ironie beobachtet er das Wiedersehen einer Freundesgruppe aus der Generation der damals 20jährigen Studenten, die ihre Träume und Hoffnungen von einst längst zugunsten einer bürgerlichen Karriere aufgegeben und sich, wenn auch mit schlechtem Gewissen, den Sachzwängen des gesellschaftlichen Lebens unterworfen haben (RCA/Columbia).

„Carmen Jones“, ein im Rahmen der gegenwärtigen „Carmen-Welle“ wiederausgegrabener Klassiker, der George Bizets Oper in das Milieu der amerikanischen Südstaaten verlegt. In dem 1954 von Otto Preminger gedrehten Konglomerat aus europäischer Oper und amerikanischem Musical spielen Dorothy Dandridge und Harry Belafonte die Hauptrollen, ihre Stimmen wurden „gedoubelt“ (Cine Video).

„Gwendoline“. Soft-Porno-Spezialist Just Jaeckin hat John Willies Comic-Klassiker als eine synthetische Mischung aus „Emanuelle , „Indiana Jones“ und „Ben Hur“ inszeniert. Seine Gwendoline (Tawny Kitaen) bewegt sich wie eine Doris Day der achtziger Jahre durch ein Universum, dessen Monstrositäten so steril verpackt sind, daß von ihnen eher Amüsement denn Gefährdung ausgeht (Constantin).

„Lockere Geschäfte“, das zwiespältige Porträt eines jugendlichen Zuhälters wider Willen (Warner). „Rumble Fish“, Francis Ford Coppolas mythisch verdichtete Parabel um die Verlorenheit jugendlicher Rebellen, mit der Intensität eines Fiebertraums inszeniert (CBS/Fox). „Harry and Son“, Paul Newmans sehr persönlicher Film um eine Vater-Sohn-Beziehung (VCL).

„Bitte nicht heut‘ nacht“ ist eine nette Komödie, mit der Nastassja Kinski in Amerika endlich ihren Ruf als Kassengift loswurde (CBS/Fox). „Scarface“, Brian de Palmas zu Unrecht geschmähtes Remake des Gangsterfilmklassikers von Howard Hawks (CIC). „West Side Story“ – auch in den Slums wird getanzt (Warner). „Die Glorreichen“, der aktuelle Belmondo (Constantin). „Geheimmission Kreml“, Agentenfilm von John Huston mit Starbesetzung in den Nebenrollen (CBS/Fox). „Simon T.“, Actionklamotte, hat nichts mit dem Roger Moore – Simon Templar zu tun (Arcade). „Die Glücksritter“. Dan Aykroyd und Eddie Murphy in einem modernen Weihnachtsmärchen von Kult-Regisseur John Landis (CIC).

TEUFELSKREIS ALPHA

Ausgerechnet der beste Film des glühenden Hitchcock-Verehrers Brian de Palma konnte sich beim deutschen Kinopublikum nicht durchsetzen. „Teufelskreis Alpha“ erzählt in einer virtuosen Mischung aus parapsychologischem Thriller, Agentenfilm und Suspense Movie die Geschichte eines Vaters (Kirk Douglas), dessen telepathisch begabter Sohn von einer Geheimorganisation unter Führung von John Cassavetes gekidnappt wird.

Mit Hilfe eines ebenfalls telepathisch begabten Mädchens (Amy Irving) macht er sich auf die Suche, die ihn vom Nahen Osten durch halb Amerika führt. Es endet in einer phantastisch überdrehten Telekinese-Orgie, in der Bösewicht Cassavetes sich atomisieren lassen muß.

Die aufwendigen Spezialeffekte dienen de Palma jedoch lediglich als McGuffin für eine Variation bekannter Hitchcock-Topoi: ein Mann auf der Flucht und gleichzeitig auf der Suche; eine bürgerliche Welt, die aus dem Gleichgewicht geraten ist. Im Original trägt der Film den dazu passenden Titel: „The Fury“. (CBS/Fox)

SO WIE WIR WAREN

Viele können schon die Dialoge auswendig hersagen, weil sie sich den Film immer wieder anschauen (besonders gern zu Weihnachten). „So wie wir waren“, irreführenderweise auch unter dem deutschen Titel „Cherie Bitter“ bekannt, ist das 70er-Jahre-„Casablanca“ der 68er Generation. Statt Ingrid und Humphrey, Streisand und Redford; statt 2. Weltkrieg (auch hier am Rande präsent), der 30er-Jahre-Optimismus der Roosevelt-Ära und die Nachkriegswehen der McCarthy-Kampagne gegen Liberale und Linke in Hollywood.

Dazwischen eine Liebesgeschichte, die, effektvoll unterstrichen von der Ohrwurmmusik Marvin Hamlishs, souverän den schmalen Grat zwischen Kitsch und großem Kino absolviert. Regisseur Sydney Pollack lieferte hier seine bis heute beste Arbeit ab (RCA/Columbia).

AUF LIEBE UND TOD

Am 21. Oktober ist Francois Truffaut gestorben. Sein letzter Film „Auf Liebe und Tod“ belegt noch einmal, daß längst auch für Truffaut galt, was er selbst einmal über Hitchcock formulierte: „Man kann ihm alles vorwerfen, nur nicht, daß er sein Publikum langweilt.“

„Auf Liebe und Tod“ ist eine Kriminalkomödie, die Truffaut als Referenz an seinen Lehrmeister Hitchcock und an die Kriminalfilme der „Schwarzen Serie“ inszenierte. Nicht zuletzt deshalb hat er sich für Schwarzweißmaterial entschieden.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein des Mordes verdächtiger Immobilienmakler (Jean-Louis Trintignant), der, nachdem auch noch seine Frau ermordet wird, untertauchen muß. Dabei hilft ihm seine agile Sekretärin (Fanny Ardant), die ihn im Büro versteckt und auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen beginnt.

Kompliziert gerät die Aufklärung des Verbrechens, als die Sekretärin und ihr Chef inmitten der dramatischen Entwicklungen ihre Liebe füreinander entdecken (Thorn EMI).