Okkervil River, Hamburg, Knust


Nicht nur für katholische Feiertage geeignet: Will Sheffund Co. haben das Licht gesehen.

Eine Gruppe englisch sprechender Mittvierziger vor der Tür überlegt noch, ob sie ihr Geld in eine Band investieren sollen, die keiner von ihnen kennt. Auch der Garderobenmann zuckt die Achseln. Man denkt zurück an jenen Auftritt von Okkervil River in einem kleinen, plüschigen Club, auf dessen Platz heute ein Krankenhaus gebaut wird. Es war ein dunkler Abend. Nur ab und zu durchkreuzte eine Eruption von Sänger und Gitarrist Will Sheff die beinahe lethargische Stimmung. Danach mied man fünf Tage lang das Sonnenlicht, um sich weiterhin so gut schlecht fühlen zu können. Dass sich dieses Mal etwas geändert hat, fällt schon zu Beginn auf: Sheff sieht zwar immer noch so aus, als könne man ihn mit einmal tief Luftholen aus den Pantinen pusten, und er muss immer noch in die Knie gehen, um direkt ins Mikro singen zu können. Auch hängen ihm die Haare noch im schmalen Gesicht, bei dem man sofort ungerechterweise an die Kate-Nash-Zeile „His eyes are way too dose together/And we neuer even liked him from the Start“ denken muss. Aber die melancholische Grundstimmung ist einer wohlgemuten, beinahe heiteren gewichen. Sheff und seine fünf Kollegen wirken ungewohnt entspannt. Es sind erwachsene Männer-keine Jünglinge-die hier die durchaus angenehme Aura von Menschen verbreiten, die nicht mehr jeden Tag die Welt retten müssen. Allerhand analoges Instrumentarium trägt zur lockeren Stimmung bei: Es wird voller Verve trompetet, mit Rasseln gerasselt, mit Schellen geschellt, die Pedal Steel Guitar gezupft, in die Hände geklatscht und Akkordeon und Mandoline gespielt. Besonders die Songs des aktuellen Albums the stage NAME5 wirken nicht mehr so. als seien sie mit einer zentimeterdicken Staubschicht überzogen und dürften nur an katholischen Feiertagen gehört werden. Bei Stücken wie „Our Life Is Not a Movie or Maybe“ meint man, Ryan Adams‘ Begleitband The Cardinals hätte sich spontan mit Ultravox zusammengetan. Anrührender jedoch sind alte Songs wie „For Real“ oder „King And A Queen“ vom 2ooser-Album Black sheep boy. Zur Zugabe erscheint Sheff dann erst allein-und ohne die putzigen Hosenträger, die er den ganzen Abend trug, dafür mit Brille. Das berührende „A Stone“ folgt, dann die Frage „Was möchtet ihr als Nächstes hören? Einen alten Song oder einen neuen?“. Das Publikum gibt wie aus einer Kehle zurück: „Winen alten!“ Die falsche Antwort, wie man dem leicht genervten Kommentar Sheffs entnehmen kann. Er erfüllt den Wunsch dann mit dem sehr alten „Red“. Die Gruppe Mittvierziger erlebt das nicht mehr- sie sind bereits nach drei Songs wieder gegangen. wwww.okkervilriver.com