on3-Festival


Candlelight-Döner und Casperl-Theater in den Orchesterstudios des Bayerischen Rundfunks in München

Trotz der internationalen Acts, die das on3-Festival präsentiert, sind es vor allem heimische Künstler, die hier ein Forum finden. Allen voran die Münchner Rapperin Ebow, die zum „Candlelight-Döner“ – so der Name ihres einprägsamsten Lieds – lädt und postuliert: „Ich bin der Unterschied!“ Das beschreibt die Identität der Deutsch-Türkin ebenso wie ihre Musik, die M.I.A.-artig Einflüsse aus dem Orient mit westlichem Pop vereint. Oder die Münchner Moop Mama, die mit Blechbläsern den Rap ihres Sängers untermauern. Eindrucksvoll starten sie ihr Programm mit einem Marsch durch den Saal. Das ist allemal spannender als das Casperl-Theater, bei dem die Begleitband des Nr.-1-Rappers aus Bielefeld Wolfsköpfe trägt, aus deren Augen Lichtkegel strahlen. „Bevor wir betteln, geh’n wir klau’n“, brüllt Casper mit übertriebenem Pathos. Augenblicklich kontrolliert man seine Habseligkeiten, aber außer ein paar Illusionen über einen neuen Deutschrockstar und etwas Zeit hat er einem dann doch nichts geklaut.

Und so flüchtet man mit zahlreichen anderen Zuschauern in die weiteren Konzertsäle, wo zum Beispiel die Münchner All-Girl-Rockband Candellila neue Songs vorstellt, die sie in Chicago von Produzentenlegende Steve Albini aufnehmen ließ. Der Verzicht auf jede Show gerät dabei als schönstes Bekenntnis der Musikerinnen zur Musik. Kein albernes Kleid gaukelt hier Avantgarde vor wie bei Oh Land, keine Indianerfeder im Haar erinnert an Kinderspiele wie bei Team Me. Obwohl diese beiden skandinavischen Vertreter mindestens so beeindrucken wie die ägyptischen Musiker, der arabisch rappende Deeb und die Folkrocker Wust El-Balad, sind es die Münchner selbst, die bei der 2011er-Ausgabe der Festival-Institution überzeugen.