Philipp Poisel


Köln, Luxor Liebeslieder noch und nöcher: Der Grönemeyer-Protegé dekliniert die diversen Stadien der Verliebtheit durch.

Das Luxor ist voll, der Frauenanteil immens hoch. In den ersten vier Reihen sammeln sich Blondinen, fast alle singen mit. Philipp Poisel ist mit seinem ersten Album wo fängt dein HIMMEL AN? schon weit gekommen. Ganz sicher liegt das nichtan seinem hohen Glam-Faktor. Darauf deuten schon die beiden Musiker im Vorprogramm hin. Dereine, bärtig, singt mit Akustikgitarre auf Deutsch Liederfür Leute in der Cat-Stevens-Phase ihres Lebens. Der zweite, bärtig, singt mit Akustikgitarre auf Englisch Liederfür Leute in der Cat… na, Sie wissen schon. Währenddessen unterhält man sich im Publikum über das letzte James-Blunt-Konzert. Dann kommt Poisel mit seiner Drei-Mann-Band auf die Bühne. Mit todernster Miene,etwas pummelig, mit hektischen Flecken im Gesicht und zu schnellen Ansagen. Er singt Sachen wie „Ich brauche keinen Kompass und keinen Sextant, ich finde stets zu dir“ und „Mit jedem deiner Fehler lieb ich dich mehr“. Bei m Texten scheint der 25-Jährige nur einen Gemütszustand zu kennen: Verliebtheit. So folgt ein Liebeslied dem nächsten, dann kommt ein Liebeslied, hernach wieder ein Liebeslied. Dazu spielt er Akustikgitarre. Immerhin, bärtig ist er nicht. Doch nach einer Dreiviertelstunde ist das Konzeptauch musikalisch ausgereizt, vieles wiederholt sich, meistens rockt es moderat, zwischendurch gibt es Balladen hart an der Kitschgrenze. Dafür wird Poisel souveräner, er entspannt sich zusehends.“Seine Lieder wachsen mit jedem Mal Hören und entwickeln einen wärmenden, beruhigenden Sog“, wirbt Herbert Grönemeyer. auf dessen LabelGrönland Poisels Debüt erschienen ist. Abgesehen davon, dass Grönemeyer dasselbe wohl auch von seinen eigenen Stücken sagen würde, ist das Lob nicht so verkehrt. Der Mann hat Potenzial. Seine heisere Stimme ist sehreigen, in den Höhenlagen etwas brüchig, auf jeden Fall mit Wiedererkennungswert, und Songs wie „Unanständig“ bleiben tatsächlich im Ohr hängen. Wie er da auf der Bühne steht und von seinen Interrailreisen erzählt, kommt er sympathisch und glaubwürdig rüber, und die Leute mögen ihn. Nur wenige sitzen am Ausgang an der Bar: ausschließlich Männer; vermutlich von Freundinnen mitgeschleppt und die Schwärmerei leid. Sie werden sich dran gewöhnen müssen.

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