Plattform für Indies


Downloadshops im Praxistest. Diesmal: Finetunes.de

Als das erste Mal die Meldung in die Redaktion einsickerte, ein neuer, ganz spezieller Indie-Download-Shop werde in Kürze seine virtuellen Pforten öffnen, war die Spannung groß. Und eigentlich sollte dieser Testkandidat bereits in der letzten ME-Ausgabe vorgestellt werden. Doch dann kam den Betreibern des Dienstes immer wieder etwas dazwischen – so verzögerte sich der offizielle Start, geplant für Anfang Februar, um mehrere Wochen. Jetzt ist Finetunes endlich am Start. Das erste deutsche Portal dieser Art, das ausschließlich Tracks von Independent-Labels anbietet. Die Entstehung von Finetunes beschreibt Geschäftsführer Oke Göttlich folgendermaßen: „Vor einem Jahr saßen drei Indie-Label-Eigentümer zusammen, die sich gesagt haben, es sei doch unerklärlich, dass es in den USA und Engtand Downloadplattformen auch für Indies gibt, aber noch nichts Vergleichbares in Deutschland. Wir wollten eben eine eigenständige Plattform, wo sich die Indie-Lobels präsentieren können. Die Chance, einen unbekannteren Titel auf der Startseite von beispielsweise AOL präsentieren zu können, wird man nämlich sonst wohl nie haben.“ Nach intensiven Sondierunqsgesprächen und einem halbem Jahr technischem Rumgefrickel wurde die Vision unter dem Motto „One Size Fits All – Bei Finetunes findet man gute Musik … Zu fairen Preisen, in einem transparenten System“ Realität.

Bevor wir zum eigentlichen Test kommen, sollte man sich an dieser Stelle kurz vergegenwärtigen, dass Finetunes sicher nicht mit der pauschalen Monster-Meßlatte wie frühere Testkandidaten in dieser Rubrik untersucht werden kann. Bei Finetunes wird es mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit keine Chartstitel oder Megastars geben; das Repertoire wird sicher nie so groß wie das der Major-Konkurrenz sein. Dennoch darf man die Frage stellen: Was ist geboten? Antwort: Schon in dieser frühen, ersten Phase sind beispielsweise so klangvolle Indie-Label-Namen wie Kitty-Yo, Buback, Yo Mama oder Grand Hotel Van Cleef auf der Auswahlliste. Die Startseite featured dementsprechend Künstler wie Tomte, Ferris MC, Gonzales, Kante, Tigerbeat u.v.a. Nach kurzem Rumstöbern soll der coolste Song vom letzten Ragazzi-Album runtergeladen werden. Doch leider erfordert der digitale Hörspaß noch die Überwindung einer letzten Hürde: Ähnlich wie beim amerikanischen (Vorbild?) Apple iTunes Music Store muss ein fettes Datenpaket mit der obligatorischen Finetunes-Software (Browser-, Playlist-, Player-, Client-Kombi] gezogen werden. Das kann bei 15 Megabyte schon zu einem halbstündigen Abtörn ausarten… Okay. Endlich können nach der Installation die Songs ausgesucht und angeklickt werden – alles passiert von nun an in der hauseigenen Software-Umgebung. Auch das 30-Sekunden-Vorhören der Songs. „Sex And Money“ von Ragazzi hört sich klasse an. Ein weiterer Klick verrät, dass das 20 Credits kostet. Äh, wie war das mit dem oben zitierten „transparenten System“? Ein Blick in die „Zahlungsinformationen“ klärt auf: Ein Credit entspricht je nach gekauftem Kontingent circa sechs Cent. Also kostet unser Song rund 1,20 Euro. Das ist okay. Funktioniert aber leider nur bei Vieleinkäufern. Wer nur einen einzelnen Song haben möchte, muss unter Umständen satte 1,99 Euro abdrücken.

Fazit: Finetunes ist das Salz in einer sonst noch recht faden (Musik-Download-]Suppe, die sonst immer mit den gleichen bewährten Zutaten geköchelt wird: Charts, Mainstream, Pop und seltene Spritzer Exotisches. Endlich haben auch die Indie-Labels – und natürlich die Indie-Hörer – eine Plattform mit kleinen, feinen musikalischen Acts. Die im Moment noch relativ begrenzte Songauswahl soll laut Betreiber nach weiteren Gesprächen mit über 700 Indie-Labels zügig ausgeweitet werden. Wer den Download und die Installation der speziellen Software in Kauf nimmt, findet eine gut durchdachte All-In-One-Software für alle nötigen musikalischen Aktivitäten.