Popstar, wandle dich! Die Überlebenden der 80er


George Michael

Zugegeben: Wenn George Michael in einer öffentlichen Toilette sein Wasser abschlägt, läuft nicht immer alles geradeaus. Aber: Der Mann hat Humor und weiß, daß das Leben immer noch die besten Geschichten schreibt. Und deshalb hat George sein publicity-trächtiges Pinkeln im Clip zum Song „Outside“ verarbeitet. Lohn für das Cleverle: Sein Best Of-Album „Ladies & Gentleman“ toppte die Charts.

U2

Was für ein Imagewandel, was für eine Entwicklung: Waren U2 früher vorzugsweise als IMs bei Amnesty International unterwegs (Deckname: Robin Good), machten sie in den 90ern immer mehr auf hippe Koksnasen. Statt Matte trug fiono fast alle Designer-Sonnenbrillen des Jahrzehnts, und die Gitarren von The Edge wurden mit Loops und Samples verheiratet.

Madonna

Diese Frau ist ein Phänomen. Nicht weil sie ihr Image häufiger wechselt als Wynona Ryder ihre Lebensabschnittsgefährten. Nein, Madonna Louise Ciccone war in jedem Stadium ihrer Karriere auf der Höhe der Zeit. Diese Frau hat es nicht nötig, dem Zeitgeist hinterherzurennen, denn der Zeitgeist hechett ihr hinterher.

Depeche Mode

Bei keiner anderen 8oies*Band war die Sache mit dem Überleben so brenzlig wie bei Depeche Mode. Dave Gahan mußte erst diverse Heroin-Injektionen mit anschließendem Aufenthalt in einer Entzugsklinik hinter sich bringen, ehe die Sache klarging. Dann allerdings ging sie komplett klar: Nie war es so cool, Depeche Mode gut zu finden, wie heute.

Simpty Red

Mit Soul hat das, was Mick Hucknall sich so zusammensäuselt, zwar immer noch nichts zu tun. Aber dafür leidet der Mann auch in den 9oern immer noch sehr publikumswirksam. Etwa auf der neuen Platte „Blue“ unter dem Alleinsein: Keine Frau will auf Dauer mit Mick das Leben teilen. Ob’s daran liegt, daß er öfter mal in Sandalen durch die Gegend latscht?

Kylie Minogue

Auch hier staunen wir Ober einen grandiosen Imagewechsel. War die schnuckelige Kylie mit ihrem Bubblegum-Pop früher nur eine unter vielen aus der Hrtfabrik Stock/Aitken/Waterman, so wird die Australierin in den End-9oern plötzlich als Künstlerin ernstgenommen. Ein Grund dafür ist sicherlich „Where The Wild Roses Grow“, das Duett mit Nick Cave – Kylie Minogue als schönste Wasserleiche der Clipgeschichte.

Norman Cook

Ein echter Tausendsassa, dieser Norman Cook, und so wandlungsfähig. Da wird jedes Chamäleon blaß. Früher als Baßmann bei den Housemartins für lockeren Pop („Me And The Farmer“) zuständig, hatte deT Mann in den letzten Jahren viele Hits unter vielen Pseudonymen (u.a. Mighty Dub Katz, Beats Inter-national, Freak Power) und rockt heute als „Mr. Big Beat“ Fatboy Stirn die Turntables.

Pet Shop Boys

Ein grandioser Spagat, den Neil Tennant und Chris Lowe da seht Anfang der 80er hinkriegen. Zum einen, weil sich die beiden Pet Shop Boys stets mit einer Mischung aus gepflegtem Understatement und sehr britischem Snobismus präsentieren. Und zum anderen, weil ihr Etektro-Disco-Pop sowohl im Bein der schlichten Tanzseele zuckt, als auch im Him der Intelligenzia summt – zuletzt mit dem ’96er Album „Bilingual“.

Jon Bon Jovi

Jon Bon Jovi hat sich die Miniplis rausfrisiert und seine Band unspektakulär in die 90er rübergerettet. Es könnte sogar sein, daß es noch 1999 ein neues Album der Bon Jovi-Band geben wird. Und wenn nicht: Jon kriegt es langst auch alleine hin. Für sein Album „Destination Anywhere“ setzte es immerhin Platin.

Prince (alias TAFKAP)

Kleiner Mann, große Leistung: Als Prince hat er in den 80er Jahren die Black Music mainstream-, Chart- und konsensfähig gemacht. Als Symbol, TAFKAP oder unter welchem Namen auch immer stoßt der Multiinstrumentalist in den 90ern an seine Grenzen. Wobei „The Artist“ musikalisch nicht unbedingt schwächer ist als vor 15 Jahren. Allein konservative Fans („Hach! ‚Purple Rain‘! Früher war ja alles so viel schöner“) und besserwissende Kritiker (wohl im kaukasischen Penisneid begründet) machen dem schwarzen Prinzen aus Minneapolis das Leben unnötig schwer.