Prince


1999 (1983)

49 Noch ein Jahr vor dem alles überrollenden“.Purple Rain“ meißelte sich Prince 1983 ein musikalisches Denkmal, das in seinem makellosen Format den Alleskönner aus Minneapolis in bestem Früh-Licht zeigte. Sein minimalistischer, dichter Groove, der in knackigen Momenten wie bei seiner subtilen Sexphantasie „Lady Cab Driver“ der Verwandtschaft zum Vorbild George Clinton huldigt, klang nie körperlicher und unangestrengter als auf „1999“. Die minutiös gedrillte und

eingespielte „RevolutiorT-Band wirkte wie ein weiterer Körperteil ihres Chefs, so schlackenlos strömten die Arrangements, knallten die Breaks. Dabei gönnte sich Prince durchaus gut getimtes Pathos: Der Tilelsong „1999“ wirkt noch heute wie eine Dance-Messe und elektrisiert selbst partybetäubte Techno-Horden noch mühelos mit seinem körpernahen und sinnlichen Keyboard-Sound. „Linie Red Corvette“ entwickelte das gleiche Prinzip in Richtung Refrain-orientierter Popmusik. „Delirious“ entfacht pure Speed-Lust und „International Lover“ spielt mit kitschigen Nachtclub-Reminiszenzen. Nichts, aber auch gar nichts ließ Prince in dieser Zukunftsreise an Zutaten aus, und doch mißt er dabei immer nur sein ureigenes Universum aus. Die Band, die mit Bobby Z. und Brown Mark sowie Wendy und Lisa hochkarätig besetzt war, erblühte unter dem Meister in schönster Form. Prince selbst ruhte auf „1999“ noch in selbstvergessener Entspanntheit, die er allenfalls mit „Sign O‘ The Times“ (siehe Heft 12/ 92 …) noch einmal erreichte. Das seinerzeilige Vinyl-Doppelalbum fließt bis heute mit dieser großen homogenen Spannung vorüber, hier spielte einer „seine“ unendliche Melodie, seinen unendlichen Groove wie aus einem Guß.