Radio On – Christopher Petits Kultfilm für eine neue Generation


RADIO ON vermittelt in seinen sparsamen Bildern eine Trostlosigkeit und Lethargie, wie sie heute eine ganze Generation beherrscht. Resignation, verarmte Beziehungen, Kommunikationssperre. Stütze und Partner; die Musik von Kraftwerk, David Bowie, Devo, Wreckless Eric, Ian Dury, Rumor, die aus den Lautsprechern vom Autoradio, vom Recorder, der Beschallungsanlage in Fabrikräumen, Musikboxen und aus dem Radio kommt. Radio on – du bist nicht mehr allein, es unterhält dich irgendein Sound, und du mußt nicht antworten…

Lichtjahre entfernt von irgendwelchen Kunstmenschen in flüssigen Actionfilmen bewegt sich hier der reale Mensch Robert (David Beames) aus seiner öden Existenz von London nach Bristol. Sein Bruder wurde dort tot in der Badewanne gefunden; Robert macht sich in einem altersschwachen Auto auf den Weg, um am Ende doch nichts herauszufinden, was die Sache erhellt.Er hat in einer kahlen Wohnung drei Fernseher und ein Mädchen zurückgelassen, die Kontakte unterwegs bringen ihn nicht weiter. Ein Deserteur, der sein Elend vor ihm ausbreitet und ihn schließlich bedroht ebensowenig wie Eddie (Sting), der sein Leben Eddie Chochran gewidmet in einem Wohnwagen neben einer Tankstelle verbringt. Ein mundfaules Gespräch entwickelt sich, die beiden bedienen sich mit reduzierten Satzbrocken. „See you around,“ sagt Robert zum Abschied. „No you won‘ t,“ biegt Eddie diese Floskel zurecht.

Er wird auch die Deutsche Ingrid (Lisa Kreuzer) nicht wiedersehen. Er hat sie ein oder zwei Tage begleitet auf der Suche nach ihrer Tochter. (Erinnerungen an Wim Wenders‘ „Alice in den Städten“?), viel von ihr erfahren, aber nichts von sich gegeben außer seiner Dienste als Chauffeur und Zuhörer. Seine Anwesenheit in Bristol hat nicht viel ausgelöst, auch nicht bei der Freundin seines Bruders. Robert läßt seine alte Mühle an einem Abgrund stehen. So wie er sie da plaziert hat, kann er sie nämlich unmöglich wieder ankurbeln. Er steigt in irgendeinen Zug und fahrt wer weiß wohin. Symbolik? Vielleicht.

Der deutsche Verleih von RADIO ON, Prokino, hatte den Film ursprünglich synchronisieren lassen. Da das Ergebnis jedoch ziemlich enttäuschend ausfiel, entschloß man sich dort, das Original lediglich mit deutschen Untertiteln zu versehen. Abgesehen davon, daß die deutsch englischen Dialogstellen mit Lisa Kreuzer anders auch ihre Bedeutung verloren hätten, wäre der Film, seiner Originalartikulation beraubt, wohl wie ein Playback der Sex Pistols mit der Stimme irgendeines deutschen Pseudo-New Wavers ausgefallen.