Rapper und TV-Star ist er bereits. Mit seiner Rolle im Mega-Film ‚Independence Day‘ erobert Will Smith jetzt auch Hollywood


Wer sich in den nächsten Jahren an ‚Independence Day‘ erinnert, wird von gigantischen Raumschiffen schwärmen, die spektakulär über US-Großstädten lungern und noch spektakulärer explodieren. Nein, ein Schauspielerfilm ist Roland Emmerichs Science Fiction-Hit gewiß nicht. Und doch hat er einen heimlichen Star, der das Publikum mit den besten Sprüchen und dem glühendsten Enthusiasmus auf seine Seite zieht: Will Smith. Ein gerade mal 27Jähriger, der in der Rolle eines Jet-Piloten und UFO-Killers reichlich Kaltschnäuzigkeit mit einer Prise Augenzwinkern verbindet und einer totalen HighTech-Schlacht menschliche Züge verleiht. Ob ihm dafür Anerkennung zuteil wird? Egal. Denn Smith hätte das Mitwirken im erfolgreichsten Film des Jahres gar nicht nötig gehabt. Schließlich hat er schon drei blendend exekutierte Karrieren auf dem Buckel.

Sein Name ist so gewöhnlich, daß er bislang den wenigsten im Gedächtnis blieb, doch die Bahnen des Mr. Smith muß jeder schon einmal gekreuzt haben, der die letzten zehn Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat. Als Mitglied des Rap-Duos D.J. Jazzy Jeff & The Fresh Prince veröffentlichte er fünf Megaseller-Alben, bekam schon 1987 einen Grammy verliehen und nahm auch hierzulande mit ‚Boom (Shake The Room)‘ die Nordspitze der Charts ein. In den Staaten wurde sein Pseudonym Fresh Prince™ so populär, daß der TV-Sender ABC eigens für Smith die Sitcom ‚Der Prinz von Bel-Air‘ entwickelte. „Sechs Jahre mimte ich einen Yuppie mit viel Hormonwallungen und wenig Benimm“, erinnert sich der freundliche Herr Schmid. Mitte der Neunziger nahm er dann das Kino in Angriff, schauspielerte erst respektabel in der Satire ‚Six Degrees Of Separation‘ und etablierte sich dann als Action-Held in der Testosteron-Ladung ‚Bad Boys‘. Wie gesagt, der Junge ist 27. Aber wo viel Erfolg ist, sind auch kritische Stimmen. So mußte sich Smith den Vorwurf gefallen lassen, seinen Rap mit ranschmeißerischem Pop-Appeal versehen zu haben. „Hey, ich bin nicht Ice-T – ich mache lieber nette Tanzmusik“, kritisiert er seine Kritiker. Und daß er Ghettos während seiner Jugend in Philadelphia nur im Vorbeifahren gesehen hat? „So what? Wer bestimmt eigentlich, was authentische schwarze Musik ist?“ wischt Smith dogmatische Einwände zur Seite. Als bekennender Workaholic blickt er lieber in die Zukunft – und die findet auf der Leinwand statt, TV-Verpflichtungen sind Geschichte, Platten-Pläne bleiben vorerst in der Schublade; anvisiert sind Filme, „deren Bandbreite“, so Smith, „von ‚Malcolm X‘ bis ‚Beverly Hills Cop‘ reicht.“ ‚Independence Day‘ erzählt vom drohenden Ende der Welt. Für Will Smith ist das nur eine weitere Stufe zur Welteroberung.