31 Songs :: Das Liederbuch

Life’s a long song: Der beste aller Popliteraten philosophiert Lieblingslieder.

Der Mann ist ehrlich. „Ich schreibe Bücher, weil ich keine Popsongs schreiben kann“, sagt Nick Hornby – und fährt damit bereits seit High Fidelity bestens. Sein liebster Kunstgriff: Bücher schreiben, in denen Popsongs eine zentrale Rolle spielen. So ist auch das essayistische 31 Songs auf den ersten Blick zu verstehen, auf den zweiten allerdings erweist es sich als gut getarnter Blick direkt in die Hornby’sche Seelenlandschaft. In der führen etwa Nelly Furtados „I’m Like A Bird‘, „Pissing In A River“ von Patti Smith, Led Zeppelins „Heartbreaker“ sowie Röyksopps „Röyksopp’s Night Out“ und „Frankie Teardrop“ von Suicide eine friedliche Koexistenz. „Man darf wohl annehmen, dass Leute, die sich von ihrem absoluten Lieblingsstück an ihre Flitterwochen auf Korsika oder an den Chihuahuo der Familie erinnert fühlen, nicht wirklich etwas für Musik übrig haben“, sinniert Hornby im Vorwort. „Ich wollte in erster Linie darüber schreiben, was in diesen Stücken steckt, was mich dazu gebracht hat, sie zu lieben, nicht darüber, was ich in diese Songs hineingehört habe.“ Und das kann durchaus praktische Beweggründe haben. So eignet sich seiner Meinung nach Led Zeps „Heartbreaker“ hervorragend dazu, Außerirdischen die Bedeutung eines Blues-Metal-Riffs nahe zu bringen, während Bruce Springsteens „Thunder Road“ für ihn zum Soundtrack auf sämtliche jemals erhaltenen Absageschreiben avancierte. Zwischen den Zeilen und jenseits der Ironie jedoch blitzen sie immer wieder auf: Hornbys Einblicke in die Tragikomödie seines eigenen Lebens, zu dem auch sein autistischer Sohn Danny gehört: „Wer weiß? Vielleicht hört er sich bald „Night Nurse“ von Gregory Isaacs an. Und dann könnten wir auf ein Konzert gehen, und dann würde er vielleicht hinreichend motiviert sein, um zu lernen, welche CD aus welcher Hülle kommt… „Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, liebe ich genau deswegen die Beziehung jedes Menschen zur Musik: weil wir etwas in uns haben, das jenseits aller Worte liegt, etwas, das sich alt unseren Versuchen, es rauszulassen, entzieht und widersetzt. Es ist wahrscheinlich der beste Teil von uns, der reichste und befremdlichste, und auch Danny verfügt über ihn, natürlich tut er das; man könnte sagen, dass er einfach alles Irdischen, Wertlosen daran entbunden ist“

Nick Hornby mag keine Popsongs schreiben können, Bücher jedoch allemal. Ganz wunderbare, großartige. Lesen! Unbedingt!! www.kiwi-koeln.de