311 – Soundsystem

Eifrigen Jeans-auf-Kniehöhe-Abschneidern sind 311 schon länger ein Begriff. Richtig, Crossover ist angesagt beim Kalifornien-Fünfer, und das ist, mit Verlaub, inzwischen ein reichlich totes Pflaster. Umso mutiger also, daß diese Band daran festhält und dem angestaubten Genre sogar noch neue Seiten abgewinnt. Als Grundstock zieht sich der Breitwand-Gitarrensound mit Rap-Vocals durch die 13 Songs von SOUNDSYSTEM, der im Prinzip ja keinen Viertkläßler mehr hinterm Gameboy vorlockt. Irgendwie schaffen es 311, daß das Ganze zwar nicht neu klingt, aber dennoch neue Spannung aufkommen läßt. Mit dem cool-sanften Latin-Touch von „Life’s Not A Race“ gelingt ihnen der ganz große Wurf des Albums. Sollte Carlos Santana mal ein Crossover-Album aufnehmen (Ha!), könnte es sich ziemlich genau so anhören. Hut ab. Auch Reggae-Klänge werden munter verwurstet („Strong All Along“, „Leaving Babylon“), und selbst vor Jungle-Zappel machen die Fünf nicht Halt: In „Livin‘ & Rockin'“ vermischen sie verzerrten Punkrock mit nervösen Beats. Das funktioniert zwar eher leidlich, muß man aber verzeihen. „Come Original“ macht deutlich, was der Band gelegentlich abgeht – ein wirklich charismatischer Sänger, der mit fiesem Mike Patton-Timbre für mehr Atmosphäre sorgen könnte. Trotzdem ist SOUNDSYSTEM eine interessante Scheibe, die sich ehrlich bemüht, neue Wege aus der Crossover-Sackgasse zu suchen. Und sie auch häufig findet.