999 – Concrete
Wer 999 schon mal live gesehen hat wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, daß die vier alle große Kinder sind, deren Lieblingsspiel nur mal Rock’n’Roll heißt. Und so klingt auch ihre Musik: wie für große Kinder geschrieben; zumindest für solche Hörer, die sich noch richtig an einem kleinen Song erfreuen können, der einfach nur gut rüberkommt. Ohne formulierten Anspruch, aber mit anspruchsvollen Formulierungen, was die „Sprache“ des Songwriting angeht. Käme 999 aus dem literarischen Umfeld, müßte man sie zwischen Ringelnatz und Robert Gernhardt einordnen.
Der an Zivilisationsneurosen erinnernde Albumtitel führt irre auch die zwölf Songs von CONCRETE sind wieder pointierte Skizzen oder umgekehrt skizzenhafte Pointen. Zehn der Songs stammen von Sänger Nick Cash und Gitarrist Guy Days, die zwei Coverversionen „Little Red Riding Hood“ und „Fortune Teller“ lassen den ungestümen Geist des Rhythm & Blues oder des Pub Rock auf- und hochleben. Nick Cash kann und darf Mick Jagger das Wasser reichen; das können und dürfen nicht viele.
Vorsichtig tasten sich 999 in Richtung Komplexität vor: mal fiept ein scheues Örgelchen, in „Obsesseion“ liegt Hank Marvins Shadows-Gitarre in der Luft und im Instrumental „Kongos On The Nile“ setzt eine Slide-Gitarre zaghafte Glissandi. Obwohl 999 im Vergleich zu früher etwas properer klingen, sind sie sich selbst doch treu geblieben; der Heavy-Metal-Produzent Vic Maile hat ihren hübschen Beat-Fetzern den Charme von Lausbubengeschichten für Erwachsene gelassen.
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