A Camp: London, Shepherd’s Bush :: Cardigans-Ableger
Die Welt hat nicht auf Solowerke aus dem Camp der Cardigans gewartet. Das bekommt Nina Persson bei diesem Showcase zur Lancierung ihrer ersten Solo-LP arg zu spüren. Die Halle ist kaum zur Hälfte gefüllt,die Balkone sind geschlossen. Den Tanzboden kann man schlendernd überqueren, ohne je ein Ausweichmanöver ausführen zu müssen. Und das Publikum besteht größtenteils aus Music-Business-Typen. Schade. Denn Persson ist mit ihrem Soloalbum ein sympathischer, mitunter sogar berückender Wurf gelungen. Schade ist auch, dass Persson die Bühne – wohl aus Geldmangel – in Gesellschaft einer konventionellen Gitarre-Bass-Drums-Keyboard-Kombo betreten muss. Diese müht sich zwar redlich, aber für die verzerrten Bläser, dunklen Celli und sonstigen Mysteriösitäten, mit denen Produzent Mark „Sparklehorse“ Linkous das Album zu einem so dichten Erlebnis machte, bieten die anonyme Schrammelgitarre und gelegentliche Keyboardschlenker nur einen ziemlich faden Ersatz.
Persson hat sich gewandelt seit den frühen Cardigans-Tagen. Damals machte sie keinen Hehl daraus, dass sie zufällig Sängerin geworden war, dass weder Tonleiter noch Lerchenstimme in ihren Genen steckten. Heute trifft sie die Töne mit millimetergenauer Präzision. Sie habe den temporären Soloschritt gewagt, weil in der Band die Beiträge jedes Mitgliedes im Dienste des Ganzen „verwässert“ würden, sagt sie, und weil sie endlich einmal unverdünnt habe musizieren wollen. Das Album gibt ihr Recht: Nie klingt es wie das Eitelkeitsprojekt eines fehlgeleiteten Ego. Umso enttäuschender, dass die Live-Performance zu selten überzeugt. Glanz verleihen ihr nur große Songs wie „Frequent Flyer“ oder „Angel Of Sadness“.
Und so bleibt nach dem Konzert Frust. Nein, die Begleitband war nicht schlecht. Nur langweilig. Nein, es trifft sie keine besondere Schuld. Sie tat ihren Job. Ein Keyboarder ist halt kein Cellist. Ein Drummer hätte Mühe mit dem Theremin. Ein Britpop-Bassist ist nicht plötzlich ein Trompeter. Und so weiter und so fort. So klingt denn alles immer wieder ziemlich gleich. Außer in den Momenten, in denen die Band lärmen darf. Das liegt ihr. Und nichts kommt besser rüber als „The Oddness Of The Lord“, ein melancholischer Grufti-Song, halb Velvet Underground, halb Sisters of Mercy, den es als Zugabe gibt.
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