Aaron Neville – Nature Boy

Mit seiner kakaowarmen High-End-Stimme sowie dem markanten Slow-Motion-Jodeln könnte Aaron I Neville einem selbst noch binomische Formeln oder den TÜV-Bencht schmackhaft machen. Denn Neville hat ein Jahrhundert-Organ, das aus allen Rahmen fällt. Und deswegen macht es auch nichts, dass er sich für sein erstes Jazz-Album an wohlbekannte Melodien von Cole Porter, George Gershwin & Co. gehalten hat. „Summertime“, „Come Rain Or Come Shine“ oder „Cry Me A River“ sind auf nature bov nur drei der zwölf Standards, die jeder Zweite wohl mittlerweile rückwärts flöten kann. Aber dank Nevilles Stimme klingt das alles wie noch nie gehört. Bei ihm wird Melancholie in einen mal bluesigen, mal brasilianisch schwülen Zauberzustand versetzt, bei dem es hier und da durchaus kitschig wie bei Julio Iglesias zugeht. Wobei man bei Aaron Nevilles Gefühligkeit eben nicht ausrutscht, sondern sich einfach wohl fühlt. Radikal unspektakulär durchmisst Neville diese ewigen Balladen und lässt seine Stimme in Sopran-Höhen hinaufgleiten. Das hört sich alles so einfach an, ist jedoch das Resultat eines perfekt funktionierenden Luxus-Musikanten-Organismus. Bass-Legende Ron Carter, Edel-Saxofonist Michael Brecker und Ry Cooder an der akustischen Gitarre sind nur einige von den Begleitern, die sich ganz in den Dienst dieses sympathischen Jazz-Glühens gestellt haben. Und wenn Neville dann noch mit Linda Ronstadt durch „The Very Thought Of You“ flaniert, steht dem Hörglück nichts mehr im Wege.