ABC – The Lexikon Of Love

Meilenweit entfernt von Funkapolitans (Oxford) Street-Groove und Haircuts zartbesaiteten Teeny-Weeny-Tagträumen – ABC, die marktschreierischste Publicity, die smarteste Verpackung, perfektionistisch bis zum Gehtnichtmehr, professionell wie niemand, der sich erst drei Jahre abstrampelt, pathetischer als alles je Dagewesene…

ABC, das sind Sänger, Schauspieler und Salesman Martin Fry und drei Instrumentalisten, das sind notorische Arroganz und narzißtisches Amüsement. Fry umarmt Showbusiness und die unendlich vielen Möglichkeiten, die modernes Entertainment bietet, er will in die Charts, er will Idol sein. Frys Ziel ist eigentlich genauso lapidar wie lächerlich, genauso alltäglich wie astronomisch: Jeder Song muß tanzbar, funktionell, leidenschaftlich, intelligent und vor allem unvergeßlich sein.

Ein Album wie LEXICON OF LOVE konnte einfach nur jemandem gelingen, der so unverschämt von sich selbst eingenommen ist wie Martin Fry. Seine Rolle reduziert sich aufs bloße… ICH. Fry steht im Mitelpunkt all seiner Songs und am Ende natürlich immer alleine da, mit seiner süßsauren Romantik, seiner Neigung zu Melancholie und Größenwahn, mit (s)einem gebrochenen Herzen: ER: ,/ thought you love me but it seems you don’t care…“ SIE: „I care enough to know I’ll never love you …“ Es versteht sich von selbst, daß ABC mit Trevor Hom auch gleich den begnadetsten conductor engagiert haben, Britanniens Quincy Jones, der mit orchestralem Stuck ähnlich verschwenderisch um sich schlägt wie Fry mit oratorischem Schmuck.

Etwas rätselhaft ist mir allerdings …you judge the book by the cover/then you judge the look by the lover // hope you soon recover… “ aber solange es einfach gut klingt und Fry mit sich überschlagender Stimme seine hip hip hoorays‘ und ‚yipee ya yeahs‘ dranhängt… Das LEXICON OF LOVE enthält neun überkandidelte Ballroom-Dramen, exerziert mit einem beinahe schon unheimlich wirkenden Selbstvertrauen, mit Stil, Sex und Soul. ABC passen großartig zwischen die Jacksons und James Brown…!