Achim Reichel
„Lieber Gott im Himmel, wenn man Musik tatsächlich mit Worten beikommen könnte, wärst Du sicher schon mal runtergekommen, um Dir: a) ME Sounds zu kaufen und die Kritikprofis zu trösten und b) mir zu vergeben, weil ich’s als Musikalartist ja weiß, daß die Musik dort anfängt, wo das Wort aufhört — ich mach’s ja auch nie wieder. Hat auch ’nen lausigen Groove, so ’ne Schreibmaschine.“
Daryl Hall: Inspirierter Mainstream. Profiarbeit mit Finesse, werd‘ ich mir wohl noch das eine oder andere Mal anhören wollen. (6)
Dazz Band: Disco Me Baby. Electric Boots wollen marschieren, beim Abtanzball, na meinetwegen, man kann ja auch woanders hingehen. (2)
Colin Newman: Diese Platte habe ich zu Hause am Morgen nach der Prince-Party im Hamburger Atlantic Hotel gehört — perfekte Katermusik, sehr behutsam — wohltuend ohne Schlagzeug — zwei LP-Seiten Trancestimmung — gut zum langsamen Aufwachen mit Dämmerfaktor. (4)
David Sylvian: Auf diese Platte war ich gespannt, weil Japan und auch die erste Solo-LP von diesem Kollegen gern gehörte Gäste auf meinem Plattenteller waren. Dieser Mann gehört wohl zu der Sorte englischer Intellektueller, die auch noch im Kosmos nicht auf ihre Tasse Tee verzichten wollen. Techno-Pop mit Handspielsolisten —- gentle Groove -— manchmal dezent angejazzt — mit epischer Verklärtheit. (6)
Hab‘ noch nie ’ne Tote Hosen-LP gehört, waren die immer schon so toll? Ich dachte, das sind Punks, die nicht so können, wie sie wollen. Stimmt gar nicht, die LP werde ich nicht verschenken, weil ich sie gut finde. (5)
Killing Joke: Dieser Joke killt mich leider gar nicht. Und Jokes, die nicht zünden, langweilen nur — ich glaub‘, die vorige LP war besser. (2)
Talking Heads, Elvis Costello: Mit der Hand gespielt, ohne doppelten Boden, nachvollziehbar, aus Erfahrung gut geworden, können so weiter machen — sympathisch, danke sehr. Beide: (4)
Toto, Paul Simon: Aus der Abteilung Hochglanzproduktion für den Hi-Fi-Verkäufer, der seine Referenzboxen testen will. 1 A-Handwerk, steckt viel Arbeit drin. Muß man wohl anerkennen, obwohl manchmal auch wieder wie der letzte Schrei aus unserer aktuellen Herbst/Winter-Kollektion für angepaßte Individualisten. Beide: (4)
Human League: Klingt wie ein Album von irgend ’ner etablierten Neuzeitcombo, konventionell, sauber, läßt sich gut hören, solang nichts Besseres daist. (4) Rainmakers: Endlich mal wieder so was wie ’ne richtige Gitarren-Rockband, hart aber gerecht. Der Sänger nervt manchmal ein bißchen, sonst geht’s gut ab. (4) Everything But The Girl: Auch wenn’s ’ne Kultband ist und aus dem Hause meiner neuen Plattenfirma kommt -— die Geigensoße macht mich fertig. Dann schon lieber Carmel oder Billy Bragg. Den Rest kannst vergessen — ich geb’s auf oder hör mir alle Scheiben noch mal in Ruhe an, ohne ans Schreiben denken zu müssen. (2)
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