Bislang war Florida das Synonym für pflegeleichte Künstler: Ein paar Latino-Hupfdohlen, die gegen Castro wettern, egomane HipHopper und bierselige Todesmetaller. Fertig war das subkulturelle Treiben im Königreich von Gouverneur Bush. Eine Szene, die genauso leicht zu kontrollieren und manipulieren war wie die Lochkarten bei den letzten Präsidentschaftswahlen. Doch nun kommt erstmals Sand ins republikanische Getriebe des „Sunshine State“. AgainstMe! sind vier idealistische Männer mit großflächigen Tattoos, schwarzer Einheitsbekleidung und revolutionärem Ansatz: Das Gros der lethargischen Amerikaner wachzurütteln, die Jungwähler zu aktivierenden Krieg im Irak zu beenden und den Sozialstaat zu installieren. Eine Botschaft,die nach Umsturz, Revolution und Anarchie klingt und Jeb glatt den hauseigenen Revolver laden lässt. Weil derartiges Gedankengut existenzgefährdend ist. Da hat man den Palmenstaat sechs Jahre lang erfolgreich in Angst und Schrecken versetzt-und dann das: eine musikalische Revolte. Und zwar auf einem Major-Label, mit ständig wachsender Fangemeinde und Lauffeuergefahr. Schließlich haben Tom Gabel und Co. bereits mit ihrem letzten Album Searching For A Former Clarity (2005) Platz 9 der US-Charts erreicht, und diesmal könnte der Zuspruch sogar noch größer werden. Denn newwave hat wirklich alles, was ein modernes Rock-Album braucht: zehn hymnische Songs mit leidenschaftlich-beseeltem Gesang, druckvoll-dichtem Groove und sägenden Gitarren-Riffs. Eine Mischung aus Foo Fighters, Emo und Class of’86 (u.a. Wedding Present). Zudem mit Texten, die zu mehr Meinungsfreiheit, Individualismus und Selbstverwirklichung aufrufen -aber auch zu Kriegsdienstverweigerung, Waffenkontrolle sowie neuem Umweltbewusstsein. Da schrillen die Alarmglocken in Tallahassee und in Washington. Doch wenn sie nicht gerade subversive Brandstifter spielen, liefern sich Against Me! in „Borne On The FM Waves“ auch einfach mal ein schönes Duett mit Tegan Quinn (von Tegan And Sara).

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