Alanis Morissette: Hamburg, Stadtpark :: Morissette Musik

Okay, sie hat eine tolle Stimme, und klasse Songs schreibt sie auch: „Ironic, „Thank U“, „You Oughta Know“ – keinen ihrer Hits enthält Alanis Morissette ihren Fans an diesem lauen Sommerabend im Hamburger Stadtpark vor. Gute Voraussetzungen für ein unvergessliches Konzert also. Dass dieser Auftritt trotzdem seltsam unspektakulär bleibt, liegt in erster Linie an den mangelnden Performer-Qualitäten der Künstlerin. Zu Beginn ihrer Show rennt sie wie ein gehetztes Tier von der linken Bühnenseite zurrechten und zurück. Oder bläst hektisch ihre Mundharmonika. Zeitweise ist die Kanadierin in den dicken Nebelschwaden kaum noch zu sehen. Als sie wieder zum Vorschein kommt, wirkt die Sängerin nervös. Wie ein verängstigtes kleines Mädchen zieht sie die Ärmel ihres roten Pullovers über ihre Hände.

Auch im weiteren Verlauf des Abends versteht es die Morissette nicht, das Eis zu brechen. Selbst wenn sie ihre langen Haare durch die Luft schleudert, sich um die eigene Achse dreht oder gar Luftsprünge riskiert, springt der Funke nicht über. Bei allem körperlichen Einsatz merkt man doch: Hier hält eine kühle Künstlerin Hof. Das Publikum speist sie mit Plattitüden wie „Schön, wieder hier zu sein“ oder „Dieses Lied ist nur für euch“ ab. Dass ihre Fans ihre Texte mitsingen können, beeindruckt Madame nicht im Geringsten. Nie sucht sie den Blickkontakt mit ihren Zuhörern, nie ergreift sie eine der Hände, die sich ihr entgegen strecken. Immer schön auf Distanz bleiben, scheint das Motto des Abends zu sein. Wehe, ein Fan reckt einen Arm über die Absperrung. Sofort ist ein Ordner zur Stelle, der ihn mit unwirschen Gesten in seine Schranken verweist. Wenig an diesem Abend ist so, wie es sein sollte.

Das gilt auch für den Sound. Die Musik oder schrille Pfeifgeräusche übertönen häufig Morissettes Stimme. Gänsehautmomente gibt’s nur, wenn Alanis eine Ballade anstimmt. Wie die Sängerin die hohen Töne trifft, großartig. Begeistert wiegen sich die Fans im Takt oder schwenken die kanadische Flagge. Doch dieses Vergnügen ist kurz. Ebenso kurz wie das gesamte Konzert. Nach kaum mehr als einer Stunde verlässt Frau Morissette die Bühne. Ein unterm Strich wenig überzeugender Abend ist zu Ende. Wahrscheinlich wär’s stimmungsvoller gewesen, die CD „Jagged Little Pill“ im Walkman mit einem edlen Rotwein an der Elbe zu genießen.

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