Alice Cooper – From The Inside

Ein tolles Album hat er da gemacht, der Alice Cooper. Nicht nur, weil er hier seinen Horror während einer Entziehungskur vom Alkohol so offen und eindrucksvoll vom ehemaligen Elton John-Texter Bernie Taupin formulieren ließ. Es sind ganz einfach ungeheuer starke Songs dabei. Das Gruselkabinett kommt diesmal direkt from the inside – aus seinem Inneren. Aggressivität, Depressionen, Selbstmordgedanken, all das eben, was einen so überkommen kann, wenn man im „Quiet Room“ zwischen kahlen weißen Wänden allein mit seinen Qualen ist. Wenn man voller Angst und Reue an den Partner zuhause denkt, wenn die Schwester bösartige sexuelle Gelüste auslöst. Tragikkomische Gestalten, mit denen man sich in der Isolation von draußen verständnisvoll solidarisiert, Karikaturen aus dem Kuckucksnest. Und dann wieder Rückbesinnung auf jenes gedankenlose, ruinöse Rumflippen, das einen in diese Klappsmühle gebracht hat. „….all of my life was a laugh and a joke…“ Nun könnte man Alice Cooper vorwerfen, seine Situation clever vermarktet zu haben; effektheischend mit seinen eigenen Horror-Trips hausieren zu gehen. Aber daß einem während einer Alkohol-Entziehungskur ganze Songepen, ganze Romane einfallen können, leuchtet wohl auch dem „Laien“ ein. Und daß Cooper hier nicht nur sein Spielchen mit uns treibt, beweisen ja all die Songs, die wie „How You Gonna See Me Now“ oder „The Quiet Room“ zum Beispiel erheblich an seine Substanz gehen. Bei dieser musikalischen Abrechnung ist zwar reichlich Zähnefletschen inbegriffen; die hilflose, entblößte Kehrseite der Medaille kommt aber nicht zu kurz. „Where’s my makeup where’s my face…“ Als Songschreiber hat Cooper bei dieser LP starkes Profil bewiesen; mit einigen rockigen Ohrwürmern packt er ganz schön zu. Und was wäre eine Alice Cooper-LP ohne Dick Wagners charakteristische Gitarre? Dem assistierte übrigens Cheap Trick’s Rick Nielsen. Flo & Eddie wirkten als Backingsänger mit, ebenso Kiki Dee. Zusammen mit ihr hat Alice noch eine Ballade aufgenommen, die an hintergründiger Schwärze kaum zu übertreffen ist. Wovor um Himmelswillen graust es „Millie And Billie“, fragt man sich drei Strophen lang, bis ….. uuuaah!