Almost Famous :: Rock’n’Roll-Hommage
Wir sind nicht cool, gibt Rockjournalisten-Legende Lester Bangs (1948-1982) dem 15-jährigen William Miller mit auf den Weg, bevor der sich der aufstrebenden Band Stillwater auf ihrer US-Tour anschließt, als jüngster Rolling Stone-Reporter aller Zeiten. Wir sind nicht cool. Das ist auch Credo der vierten Regiearbeit von Cameron Crowe, in der er die Geschichte seiner Jugend erzählt: vom Fan zum Beobachter zum Journalisten zum Eingeschworenen. Der Film spielt 1973, kein bedeutender Jahrgang: Rock bekommt langsam Rettungsringe und wartet darauf, von Punk in den Arsch getreten zu werden. Aber für William/Cameron spielt das keine Rolle. Ein Kritiker wetterte, er vermisse in Almost Famous die harten Wahrheiten des Rock, die Drogen, das fiese Business. Abgesehen davon, dass all das thematisiert wird, humor- und taktvoll, geht es hier um etwas anderes: Authentizität ist oberstes Gebot – jedes Detail, jedes T-Shirt, jede Frisur stimmt hier. Aber der tatsächliche Ablauf der Ereignisse ist nicht wichtig. Nicht, weil sich der Schleier der Nostalgie über Crowes Verstand gelegt hat, vielmehr geht es um eine Utopie, darum, was Rock für Crowe immer gewesen ist: Familie, Freundschaft, Gemeinschaft. So verwebt der amerikanische Truffaut die Konzerte, die Croupies, die Streitigkeiten, den Druck der Redaktion, die Versuche Williams, den Gitarristen Russell endlich zu interviewen, seine Schreibblockade, Russells LSD-Trip, die Songs von Led Zep, Simon & Garfunkel und The Who und die herzzereißende Sorge von Williams Mutter wie Fasern für Briefpapier, auf dem er eine der schönsten Liebeserklärungen der Filmgeschichte verfasst. Auch an das Mädchen, das er nicht mehr vergessen konnte, das Edelgroupie Penny Lane, das seine Freundschaft will, aber liebe bei den Musikern sucht – Newcomerin Kate Hudson wird wohl nie wieder so eine wunderbare Rolle spielen. Auch die anderen Darsteller sind großartig, der Film ist lustig, spannend, bewegend -wichtig aber ist, dass er uns daran erinnert, was Rockmusik vielleicht niemals war, aber in den Köpfen so vieler immer gewesen ist.
USA 2000, Regte: Cameron Crowe, mit Patrick Fugit, Kate Hudson, Billy Crudup, Frances McDormand, Jason Lee
www.almost-famous.de
Mehr News und Stories