Amon Düül II – Drei Alben

Auf der britischen Insel genießen die 1995 nahezu im Original-Line-Up reformierten Amon Düül II nach wie vor Kultstatus, der sich hauptsächlich auf die wild-psychedelische Avantgardephase des Münchner Ablegers der Berliner A 1 Kommune begründet. Mit ungewöhnlichen Longplayern (PHALLUS DEI, YETI, TANZ DER LEMMINGE) kreierte der Hippiehaufen um 1970 einen unkopierbaren Stil mit Mitteln der Avantgarde, Sinn fürs Absurde und unverhohlenem Dilettantismus. Hierzulande beäugte man das ständig fluktuierende Gruppengefüge häufig mit Unverständnis. Nach den Übergangs-Alben CARNIVAL IN BABYLON und WOLF CITY, die sich vom Konzept der Klangcollage entfernten, überraschten Amon Düül II 1974 mit dem durch und durch songorientierten VIVA LA TRANCE (REP 4607-WY) (5). Am sechsten, von angloamerikanischen Rockvorbildern inspirierten Gruppenwerk schieden sich schon von jeher die Geister: Die Hardliner schrien angesichts der tadellosen Songkollektion (‚Pig Man‘, ‚Mozambique‘) Verrat, andererseits eröffnete sich der eigentümliche Reiz der Combo nun auch größeren Käuferschichten. Mit der Ambition, nun mehr fürs Publikum als für sich selbst zu musizieren, ging man noch im gleichen Jahr auf Tour – und löste sich anschließend auf. Doch der ewig unstete Gruppenk(r)ampf rekonstruierte sich, fabrzierte HI-JACK und kurz darauf die persiflierende Rock-Opera MADE IN GERMANY (REP 4631-WP) (3) . Die Düüls erzählen hier die Geschichte des Mr. Kraut und hantieren dabei im fürchterlichsten Akzent mit den gemeinsten Klischees deutscher Historie. Exhumieren Ludwig II., Kaiser Wilhelm sowie den unseligen Österreich-Import Adolf Hitler. Ursprünglich als Doppel-LP erschienen, speckte die damalige Plattenfirma das Elaborat alsbald auf eine radikal gekürzte Version ab. Mit dem Urkern Karrer/Leopold/Weinzierl und den Neuzugängen Stefan Zauner (später bei der Münchner Freiheit) und Klaus Ebert (ex-18-Karat-Gold) blieb man bei dem 76er PYROGANY (REP 4632-WY) (2) zwischen verspielten Ethnopassagen, Synthiepathos und Rockexkursionen als Alan-Parsons-Project-für-Arme jedoch auf der Strecke.