Andre Heller – Basta
„Basta“ ist ein vortrefflicher titel für diese platte, „Cui Bono“ hätte aber auch gepaßt. Denn wem nutzt eine platte mit derart vielfältigen stilmitteln, die als ‚Wechselbad‘ bezeichnet verharmlosend dargestellt würde? Womöglich lassen sich die „wesentlichen stimmen und Stimmungen, derer ich zwischen juli 1965 und juli 1978 in mir habhaft werden konnte“ (Originalton A.H.) jedoch nur solcherart repräsentieren: außerhalb des gewohnten kulturkreises in und um Wien aufgenommen – nämlich in Los Angeles mit amerikanischen und brasilianischen freunden, als da sind: Chaka Khan, Laurindo Almeida, Joe Henderson, Terry Bozzio, Airto Moreira u.v.a.
Der Judas Iskariot der praterstadt, auch schon mal mit „Schnucki ach Schnucki“ in den hitlisten gewesen, setzt mit „Basta“ der durchweg ruhmreichen geschichte österreichischer musik- und Sprachkultur einen zusätzlichen edelstein in die kröne. Heller der hohepriester, Wolfgang Ambros, Werner Pirchner und Peter Horton (der wenigstens in Wien aufgewachsen ist) seine meßdiener? Möglicherweise, doch dies zu beurteilen steht wahren kulturkritikern an. Die sondern dann wie dereinst der Schreiberling Reginald Rudorf solches ab: „Heller…, der mit poetischen Mitteln mitten in den verschluderten Sprachläufen von Slogans und Slang gefährlicher an den Sockeln der Gesellschaft sägt als die plakativen Parteibarden.“ (!??) Doch auch „Basta liegt kein fuchsschwanz bei, die Gesellschaft (welche eigentlich?) anzusägen. Eher enthalten die rillen zahlreiche musikalische kneifzangen; jazzrockiges („Blitz“), zappahaftes („Gloria, oder die Obsessionen der Niedertracht“), wienerisches („Jetzt dürfat di Musi net aufhörn zum spüln“), ringelreihen („Gemma schaun“), Vortrag und rockfinale („Trilogie eines Traumes“) oder folklore, wie in „Nasa mat su rekli“, wo ein mir unbekanntes ensemble kroatisch singt.
Die von Heller allein oder in Zusammenarbeit mit Peter Wolf komponierten songs strahlen allesamt eine intensive dichte aus, wozu die texte nicht unwesentlich beitragen. Zwar bleibt auch Heller nicht von allgemeinplätzen verschont („ich hab‘ keine schlangenhaut, kann nicht aus mir heraus“), doch fast immer gelingt ihm das, was ich mal salopp als ‚Schönheit der spräche‘ bezeichnen möchte. Inwieweit die texte interpretierbar sind, mag jeder hörer selbst entscheiden. Darüber hinaus sei noch betont, daß die Sternbewertung des kritikers meinung ist und sie niemand verführen sollte, daraufhin die blind zu kaufen. Die Überraschung könnte bös ausfallen. Womit zugleich wohl eine von Hellers wesentlichen Intentionen erwähnt wäre…
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