Andrew Hughes :: The Ultimate Biography Of The Bee Gees: Tales Of The Brothers Gibb
Mit den singenden Brüdern Gibb ist das so eine Sache. Kaum ein anderes Trio der Pophistorie musste in solch rauhen Mengen Spott und Häme ertragen wie Maurice, Robin und Barry. Besonders Robin Gibb gilt bis heute als sicherer Brötchengeber für Karikaturisten. Wer den Soundtrack SATURDAY NIGHT FEVER besitzt, versteckt ihn verschämt in der zweiten Reihe, selbst die drei Protagonisten dieser Falsett-schwangeren Songsammlung sind sich heute einig, dass die Idee mit den weißen Travolta-Anzügen seinerzeit einen Imageschaden ungeahnten Ausmaßes nach sich zog. Unter Musikfreaks offiziell anerkannt sind höchstens See Gees-Frühwerke wie HORIZONTAL, denn: „Damals klangen die ja noch gaanz anders!“ In der Tat: Ende der 60er Jahre spielten die Gibb-Brüder gar noch mit psychedelischen Elementen, kombinierten surrealistische Texte mit orchestralem Kitsch sowie Robins groteskem Vibrato zu ebenso banalen wie hitträchtigen Popminiaturen. Die Discowelle der Siebziger jedoch war es, die den Bee Gees mit 30 Millionen verkauften Alben den ganz großen Erfolg bescherte – „You Should Be Dancing“ ohne Ende. Mit The Ultimate Biography Of The Bee Gees wird dem pompösen Falsettgesang auf knapp 700 Seiten ein imposantes Denkmal gesetzt. Bruderzwist, Eheprobleme, Drogen und Alkohol, der Tod des jüngeren Bruders Andy, der im Fahrwasser von „Saturday Night Fever“ gerade seine eigene Popkarriere gestartet hatte: Kein Detail bleibt unbeleuchtet, keine Gibbsche Gemütsregung unkommentiert. Was beinharte Fans freuen wird, mag weniger Interessierte eher abschrecken. Die Fülle an O-Tönen zu jedem noch so nebensächlichen Sachverhalt bläst die Biografie zur überdimensionierten Fleißarbeit auf. Der Schinken listet zwar akribisch Cover-Versionen und Chartplatzierungen auf, kann dafür aber nur mit verhältnismäßig magerem s/w-Fototeil aufwarten. Fazit: Ein Buch von Fans für ihresgleichen, die sich diesen literarischen Ziegelstein mit Begeisterung unters Kopfkissen legen werden. Der Rest-für den dieses Buch allerdings auch nicht unbedingt geschrieben wurde – braucht indes viel guten Willen und Engelsgeduld.
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