Annie – Anniemal

Es gab da eine Zeit, in der ein Popkultur-Magazin im Westen alle paar Monate die neue Popsensation (ab)feierte – vorzugsweise junge, rebellische bzw. als rebellisch inszenierte Mädels waren das, die den Pop nur so knallen ließen. Sexy und sexy selbstbestimmt. Sie hießen Shampoo und Betty Boo und Fanny Pack, und ihr Pop knallte letztlich meist nur in recht überschaubaren Explosiönchen. (Und nein, wir wollen an dieser Stelle nicht daran erinnern, was wir in diesem Magazin hier schon alles so abgefeiert haben…) Mit Annie wäre es jetzt wohl mal wieder soweit: Der blonde Engel aus Bergen setzt die beschriebene Tradition fort. Ihr Debüt Anniemal klingt wie Kylie ohne Hofstaat, aber mit einer gewissen eigenen musikalischen Vision. Spektulär ist das allerdings nicht, was Annie Lilia Berge Strand unter Mithilfe von Timo Kaukolampi (Op: Bastards), Röyskopp und Richard X aus Madonna– und Shakatak-Samples. Partyhouse, mittleren Human League und späten Saint Etienne in quasi professioneller Naivität zusammenstöpselt – das soll es auch gar nicht, weil es dem obersten Gesetz von Annies Musik widersprechen würde: Sie muß leicht sein, federleicht. Etwas anderes würde Annies dünner Stimme auch nicht gut bekommen. Aber will mal so sagen: Wenn das zweite Album der Spiee Girls damals so wie dieses hier geklungen hätte, dann könnten wir, die wir Spiceworld damals zur „Platte des Monats“ erklärt haben, uns heute noch ein wenig weiter aus dem Fenster lehnen, wenn es darum geht, den Kollegen von der Konkurrenz die Pop-Sensationsmache von vorgestern unter die Nase zu reiben. VÖ: 22.8.

www.anniemusic.co.uk