Antilopen Gang

Abbruch, Abbruch

JKP/Warner (VÖ: 24.1.)

Zum dritten Mal gelingt den Düsseldorfern der Spagat zwischen Rap-Credibility und gesellschaftspolitischer Relevanz.

Der Spagat ist und bleibt ihre beste Pose. Auch auf ihrem dritten Album ABBRUCH, ABBRUCH gelingt es der Antilopen Gang, in der Rap-Szene ernst genommen zu werden und trotzdem irgendwie links zu bleiben, und dann auch noch Unterhaltung zu garantieren, zu der man das Hirn nicht an der Theke abgeben muss.

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Dieser Spagat führt allerdings auch dazu, dass man die neuen Tracks ziemlich säuberlich in zwei Kategorien einteilen kann. Jene, die sich den Rap-Konventionen entsprechend mitunter arg selbstreflexiv mit dem Rap-Game und der eigenen Biografie beschäftigen: „2013“ rekapituliert den Freitod von NMZS, des einst vierten Antilopen-Gang-Mitglieds, und dessen Band-interne Verarbeitung, „Der Ruf ist ruiniert“ befasst sich mit der dialektischen Qualität der Marke Antilopen Gang und „Wünsch Dir nix“ handelt von der Absurdität des HipHop-Geschäfts.

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Auf der anderen Seite: die Tracks mit allgemeingültigen, sozial relevanten Themen. Diesmal im Angebot: die Automatisierung von Arbeitsprozessen („Roboter“), die Schmerzen des Älterwerdens („Keine Party“) und ein Abgesang auf die Hipster-Sehnsucht nach dem Leben auf dem Lande („Zentrum des Bösen“).

„Was stimmt nicht mit Euch?“: Antilopen Gang, Dschungelcamp 2020, „Big Bang Theory“ – Die Popwoche im Überblick

Nur im Einzelfall wird aus dem Spagat ein Verschmelzen der beiden Sphären, so in „Bang Bang“. Das ist einerseits Parodie auf die Sexprotzerei der Rap-Szene, funktioniert mit seinen nur oberflächlich launigen, aber vor allem exakten Beobachtungen ungelenker erster sexueller Gehversuche aber auch als Bestandsaufnahme einer pornografisierten Gesellschaft.

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Dazu gibt es wieder mal Beats, die zwar nicht immer elegant, aber dafür knackig auch Rockklischees verarbeiten, und vor allem anspielungsreiche Reime, die sich nicht nur auf die Rap-Geschichte beziehen, sondern schon mal Blumfeld samplen („1000 Tränen tief ist nicht mal eine Pfütze“). Spagat gelungen.

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