Archie Shepp & Mal Waldron Left Alone Revisited

Mal Waldron war der letzte Pianist in der Band der 1959 verstorbenen Billie Holiday. Im Duo mit Archie Shepp zollt Waldron nun auf LEFT ALONE REVISITED seiner ehemaligen Arbeitgeberin, der größten Sängerin der Jazzhistorie, Tribut. Für Shepp, der in seiner 40-jährigen Karriere vom jungen Wilden zum alten Milden mutierte, bedeutet LEFT ALONE RE-VISITED nach den beiden ’99er-Platten ST. LOUIS BLUES und CONVERSATIONS, auf denen er noch einmal die alte Magie entfachte, einen weiteren musikalischen Hakenschlag. Die Musik hier in ihrem gut gemeinten Lyrizismus – Shepps gebremster Ton und Waldrons unaufdringliche Begleitung – passt hervorragend in eine Jazzwelt, in der seit zwanzig Jahren der Neo-Traditionalismus regiert. Wenn das Duo Standards wie „Left Alone“, „I Only Have Eyes For You“ oder „Lady Sings The Blues“ interpretiert, so tut das niemandem weh. Wahrscheinlich wurde das Album bewusst im Hinblick auf die Kategonsierung als „reifes Alterswerk zweier Jazzlegenden“ produziert. Ein Rest von Anarchie blitzt – ungewollt? – dann auf, wenn Archie Shepp in „Blues For 52nd Street“ sein Talent als anerkannter Nicht-Sänger einbringt und seinem Tenorsaxofon jenen knorrigen Ton entlockt, für den er einst berühmt war.