Ari Up – Dread MoreThan Dead
Wir schlagen das Buch der großen Märchen und Sagen des Pop auf, S. 341. Als Punk gerade die spannendste Musik der Welt war, Sex Pistols und The Clash die Definitonshoheit über Haarschnitte und Hinrichtungen (Langweilige alte Säcke, Gitarrenvirtuosen, Pink Floyd) erlangt hatten, gab es eine fantastische Mädchenband, die alle so richtig bewunderten. Auf ihrem ersten Album Cut erfanden Ari Up und die Slits eine minimale Punk-Grammatik, in den Sätzen der Slits holperte es zwischen den Gedankenstrichen, untendrunter spielten sie Dub und Reggae mit einem kleinen Grinsen. Das war so sexy, daß die Geschichtsschreiber des Pop noch 20 Jahre später ins Schwärmen kommen, nicht ohne den Verweis darauf, daß diese Band den Dämonen des Sexismus entschieden den Hals umdrehte. Irgendwann verschwand Ari Up von der Pop-Oberfläche, lebte im Dschungel bei Naturvölkern und ward eines Tages in Jamaika gesehen. Zuletzt lud Morrissey Ari und Band ein, beim Meltdown Festival 2004 mitzutun. Dieses Album schließt nun offiziell den Kreis, es ist Pop-Referenz auf hohem Niveau, Patchwork zur Zeit und immerauch Paaaaarty! In „True Warrior“ hört man die Ari Up der Slits, Ari, die Operetten-Kiekse in der Endtosschleife über Krabbel-Baß. In „Allergie“ stemmt Ari Up einen Brocken von Punk-Rock, in „Baby Mother“ wirft die Künstlerin alle Leinen los und hüpft über Pop, Jungle und Funk in die Kreidekästchen einer neuen Welt, die World Music schon nicht mehr hören kann. In der globalen Dancehall ist kein Platz für Roots-Romantik, aber ein Türchen für die Slits geöffnet. Und zufällig hat Ari Up damit die Platte gemacht, die familiäre Beziehungen zu M.I.A. (siehe Kritik zu Arular in ME 5/05) erkennen läßt. Wir begrüßen das Mutterschiff am Äquator des Pop. Und winken mit unseren rot-grün-gelben Fähnchen. VÖ:23.6.
www.ariup.com
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