Ash

Kablammo!

earMUSIC/Edel

Die irischen Power-Popper entscheiden sich wieder fürs Albumformat – für die Songs bedeutet das nichts. Die bleiben kompakt und catchy.

Die Geschichte der 90s-Institution Ash ist eine von großen Popsongs. Fangen wir bei der Debütsingle von 1994 „Jack Names The Planets“ an und hören wir beim letzten Song des ersten Best-of  INTERGALACTIC SONIC 7’’S aus dem Jahr 2002 auf, dem infernalischen „Numbskull“. Die Geschichte von Ash ist aber auch eine von zahlreichen falschen Entscheidungen. Fangen wir beim bekloppt betitelten zweiten Album NU-CLEAR SOUNDS an und erwähnen wir das „Metal“-Album MELTDOWN, das anscheinend einfach aus der Band heraus musste und das nur deswegen Gold-Status im UK bekam, weil das Vorgängerwerk FREE ALL ANGELS so verdammt gut war und man taub zugriff. Tadeln wir auch den voreiligen Entschluss der damals kommerziell längst angezählten Band, das Albumformat für tot zu erklären und seit 2009 nur mehr Singles zu veröffentlichen. Vermutlich aufgrund deren geringer Verkaufszahlen wurden die 26 seither erschienenen Singles dann doch noch auf Compilation-Alben zusammengefasst – den vorrangig tollen A-Z VOL. 1 und VOL. 2. Hat nur keiner mitbekommen. Zu verwirrende Taktik in einem Markt, dessen Maschinerie entgegen dem Zeitgeist weiterhin über traditionelle Alben läuft. Diese Lektion musste der Smashing Pumpkin lernen und sein undurchsichtiges TEARGARDEN BY KALEIDYSCOPE-Projekt zugunsten stinknormaler Album-VÖs unterbrechen und nun kehren auch Ash zum gewohnten LP-Tonträger zurück.

Für dessen Inhalt bedeutet das nichts: Die drei Iren sind nach wie vor Meister des europäischen Power-Pop. Die Leadsingle „Cocoon“ hat die ungestüme Freshness wie einst „Kung Fu“, „Let’s Ride“ wird sich in Live-Sets perfekt nach „Wild Surf“ eingliedern lassen. Mit „Evel Knievel“ ehren Ash nach zahllosen „Star Wars“-Verweisen einen weiteren Helden ihrer Jugend und in „Dispatch“ gibt’s mal wieder ein 80s-Hardrock-Gitarrensolo. Fans von Sänger Tim Wheelers letztjährigem, rührendem Solodebüt LOST DOMAIN bekommen Power(was sonst?)-Balladen wie „For Eternity“. So weit, so gut, so alles wie bisher. Wer die ersten drei Alben der Band im Regal/auf dem Stick/im Ohr hat, muss hier nicht zugreifen, wird aber bestimmt nicht enttäuscht, falls er sich doch dazu entscheidet. Denn an ihrer Tradition der falschen Entscheidungen halten Ash diesmal nur mit dem Albumtitel fest.