Pink Floyd

Atom Heart Mother

Pink Floyd ladet mit seiner neuen LP "Atom Heart Mother" zu einem Trip ein, der genial und wahnsinnig ist.

Diese Gruppe hat sich mit jeder produzierten Platte von der üblichen Konsummusik abgesetzt. Es fing mit „A saucerful of secret“ an, ging an mehreren Filmmusiken vorbei und hatte dann den vorläufigen, aber auch nur vorläufigen Stillstand mit „Ummagumma“ erreicht. Atom Heart Mother deklassiert die ersten LPs als simple Klangstudien. Mason, Gilmor, Waters und Wright marschieren mit Siebenmeilenstiefeln davon und zeigen einer andächtigen, sakralen Gemeinde von Liebhabern die Möglichkeiten, die sie wie Falschspieler im Ärmel versteckt haben. Siestehen einmalig und einsam auf der Spitze eines Berges, dessen Höhe eventuelle Kopierer erschreckt und ihnen den Mut nimmt. Pink Floyd läuft und läuft und läuft. Man kann ihn nicht mehr einholen. Zu einmalig ist seine Musik, zu differenziert seine Klangcollagen. Atom Heart Mother ist ein Time Trip. Aufgegliedert in 6 Themen, die ineinander verkettet, verdrahtet und verschachtelt sind. Bläser und Violinen, ein Madrigalchor sind die neuen klanglichen Veränderungen, die das Düstere des Hauptthemas klanglich wiedergeben. Man ist futuristisch und visionär. Man regt zum Denken und zum Überlegen an. Der Vorhang, der sich teilt, birgt hinter sich eine schreckliche Verwüstung. Man bekommt es mit und identifiziert sich mit dieser kalten und leblosen Welt, die durch ein rotes Telefon zerstört worden ist. Pink Floyd hat diesen Tag X oder den nächsten musikalisch fixiert. Es ist der Gruppe, die die Heidenarbeit hatte, die Bläser, Violinen und Chor zu arrangieren, musikalisch gelungen, das Düstere, Grauenvolle und die Leere nach diesem Tag X zu erleben. Die Technik unseres Jahrhunderts ist von ihnen für ihre Zwecke rekrutiert worden. Sie laufen natürlich Gefahr, sich zu eskalieren, wie sie es zum Teil bereits getan haben. Man kann diese Platten in kein Klischee pressen, das wäre auch falsch und der erste Schritt zur Verallgemeinerung. Man kann Pink Floyd nicht konsumieren, man muss diese Musik geniessen und auf sich wirken lassen. Komplex oder vorsichtig, Stück für Stück. Es gibt kein Dazwischen. Akzeptieren oder ablehnen. Die, die diese Musik akzeptieren, sind Liebhaber und keine Fans, wie sie „en masse“ herumlaufen. Bewusstsein wird bei dieser LP gross geschrieben. Es ist im Grunde die Umwelt, die zu einem Chaos auswächst, die dann auch zu den klanglichen Fixierungen der neuen aufstrebenden Atom Heart Mother gehört.