Ausnahmezustand

Das Bild ist stark: Wenn Truppen der Nationalgarde mit Panzern über die Brooklyn Bridge gen Manhattan rollen, um den Big Apple im Kampf gegen muslimische Fanatiker zur Festung zu machen, dann zapft Ed Zwick die amerikanische Post-Oklahoma-Paranoia vor Terroranschlägen an und füttert damit direkt eine monströse Thriller-Utopie, in der das demokratische Gefüge des vermeintlich freiesten Landes der Welt (beinahe) in die Knie gezwungen wird. Verblüffend eigentlich, daß sich die konkrete Aussage von AUSNAHMEZUSTAND trotz seines politisch brandheißen Themas bestenfalls als erzliberale Mahnung vor Fanatismus und Machtgier, egal auf welcher Seite, zusammenfassen läßt. Das mag damit zusammenhängen, daß Zwick den schmerzhaft realen Hintergrund terroristischer Bedrohung der freien Welt einzig dazu nutzt, seine Geschichte scharfzumachen wie ein Päckchen Dynamit. Um nun wirklich gar niemandem auf die Füße zu treten, wird ein schwarzer FBI-Agent (Denzel Washington) mit einem arabischen Kollegen und einer weißen CIA-Beamtin in den urbanen Guerillakrieg geschickt. Auftrag: einem Heiliger-Krieg-Kommando das Handwerk zu legen, das seinen vom US-Militär eingekerkerten Anführer mit explosivem Feuerzauber freipressen will. Washington und Co. geraten zwischen die Fronten, als sich das Militär unter der Führung des größenwahnsinnigen Generals Bruce Willis einschaltet und ansässige Moslems in improvisierte Internierungslager steckt. Passend zur pessimistischen Grundstimmung in verwaschenen Grautönen gefilmt, liefert AUSNAHMEZUSTAND seine perfekten Thrills nach dem Vorbild von Genreklassikern. Ein Politthriller ist er aber genausowenig wie RONIN oder DER STAATSFEIMD NR. 1.