Aztec Camera – Frestonia
Roddy Frame ist ein Romantiker par excellence. 1980 gründete er Aztec Camera, und seither hat er diverse Alben mit schwelgerischem Gitarren-Pop für Melancholiker veröffentlicht. Das Cover seiner neuesten CD, FRESTONIA, zeigt den Maestro relaxed in einem farnüberwucherten Märchenwald, dessen dunkles Grün nicht so ganz von dieser Welt scheint. Wie die Musik, die irgendwo zwischen Tag und Traum schwebt. Das renommierte Produzentenduo Clive Langer und Alan Winstanley hat den Sound der zerbrechlich wirkenden Stimmung der zehn Songs angepaßt: naturbelassen, luftig, kitschfrei. ‚On The Avenue‘ etwa wirkt beinahe durchscheinend und hat in seiner Reinheit etwas von einem Haiku, dieser so unangestrengten japanischen Gedichtform. Handfester geht es auf dem Opener ‚Rainy Season‘ zu: Fernöstliche Harmonien treffen auf westliche Rhythmen, dazu tönen kräftige Gitarren. Wie überhaupt durch die meisten Stücke gleichsam gedankenverloren elektrische Gitarren geistern, willkommene Widerhaken gegen allzu viel Harmonie. Nur ‚Phenomenal World‘ rockt so richtig los. ‚Debutante‘ dagegen klingt, als würde Roy Orbison mit den Tindersticks als Begleitband zum Ball der einsamen Herzen aufspielen. ‚Beautiful Girl‘ könnte auch auf einem Paul McCartney-Album erscheinen, und die Single-Auskopplung ‚Sun‘ – mit ‚Sunset‘ gibt es zum Finale davon noch einmal einen Reprise – kombiniert exquisiten Folkpop mit schmachtendem Gesang. Roddys Suche nach der Blauen Blume kann weitergehen.
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