Balkan Beats
Als Tanzveranstaltung mit besonders hohem Transpirationsfaktor gelten ja schon seit längerem die Russendisko- und Bucovina-Partys, die nach wie vor mit großem Erfolg durch deutsche Lande tingeln. Neu hinzugekommen und derzeit noch als Mund-zu-Mund-Tip gehandelt sind die Balkanbeats-Partys, die im 14-Tage-Rhythmus im Berliner Mudd-Club über die Bühne gehen – aus der Taufe gehoben von ein paar Jugoslawen, die Anfang der 90er ihrer kriegsverseuchten Heimat entflohen waren und in Berlin ein neues Zuhause gefunden haben. Was zunächst als psychologische Überlebenshilfe für eine kleine Emigrantengruppe gedacht war, haben DJ Robert Soko und seine Crew mittlerweile zu einer legendären Balkan-Sause entwickelt, bei der nicht nur die sattsam bekannten Gypsy-Brass-Grooves durch die Hütte scheppern, sondern auch der alternative Untergrund aus den ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens zu schweißtreibenden Verrenkungen animiert. Deswegen findet man auf diesem Sampler eben nicht nur derzeit einschlägig gehandelte Acts wie Fanfare Ciocarlia, Mahala Räi Banda, Boban Markovic, Goran Bregovic und Frank London, sondern auch Ex-Punks, Ex-New-Waver. Kontroverse Sänger/Schauspieler und andere Musik-Provokateure aus dem ehemaligen Tito-Land, die zum Teil mit atemberaubender Performance den Balkan einmal mehrzum Brodeln bringen. Sie tragen angeklebte Schnauzbarte, untenrum nur einen Hundemaulkorb, zündeln mit kracherten Punk-Bomben, quirlen Garage und Metal mit bosnisch-bulgarisch-japanischen Ingredienzen durcheinander, lassen serbische Dudelsäcke neben Orient-Beats quieken oder stellen Front-242-Breitseiten neben kroatischen Folklore-Rock. Das hört sich an wie Salate der Saison, angemacht mit Motorenöl, pfeift einem aber die Mütze weg.
www.balkanbeats.com
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