Barry Craves, Siegfried Schmidt-Joos, Bernward Halbscheffel – Das neue Rocklexikon :: Musik zum Lesen
„Keine Experimente“, warnte schon Konrad Adenauer. An dieses Verdikt halten sich die Autoren des Standard-Nachschlagewerkes für den Pop-Fan, des „Neuen Rock-Lexikons“, auch bei der 4. aktualisierten und überarbeiteten Auflage. Das Muster ist seit 1973 bekannt: Fast 1000 – 100 mehr als in der 90er Ausgabe – Porträts von Musikern und Bands (incl. Discographien) plus einen Anhang mit Fachbegriffen, Literatur- und Plattentips haben Ex-„Spiegel“-Fechter Siegfried Schmidt-Joos (Jahrgang ’36), der ’94 im Alter von 52 Jahren verstorbene Barry Graves und Novize Bernward Halbscheffel (Jahrgang ’53) auf 1200 Seiten zusammengetragen. Die informativen (gelegentlich drögen) Texte verharren oft in kauzig anmutender, bemühter Objektivität. Ist Meinung gefragt, werden Magazine deutscher, englischer und amerikanischer Provenienz zitiert. Im Grunde geht das alles okay, umso mehr, als das Bemühen sichtbar wird, den Spagat zwischen Klassikern und dem „State of the art“ zu meistern. Mildernde Umstände also, doch bleiben Fragen: Warum fehlen Tortoise? Prodigy? Vic Chesnutt? Manie Street Preachers? Verve? Goldie? Mußten Barry Manilow und David Cassidy tatsächlich sein? Abseits aller Erbsenzählerei muß die Antwort lauten: Egal, denn trotz offenkundigen Schwächen ist dies immer noch das mit Abstand penibelst recherchierte, lesbarste und kompetenteste Kompendium, das hierzulande in Sachen Pop und Rock zu haben ist.
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