Beastie Boys :: Hot Sauce Committee, Pt.2

Die erste Platte nach dem Krebs ist eigentlich die letzte vor dem Krebs, vor allem aber ziemlich großartiger Hip-Hop.

Es ist ein Stück Musik, natürlich. Aber es ist schwer, es allein als ein Stück Musik zu hören. Denn dieses ist das erste Album der Beastie Boys, das erscheint, seit bei Adam Yauch Ohrspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Damals war die Hot Sauce Committee, Pt. 1 bereits vollendet, das Erscheinen aber wurde verschoben. Nach Yauchs Behandlung stellte das New Yorker Trio ein weiteres Album fertig, Hot Sauce Committee, Pt. 2. Kurz vor Erscheinen aber beschloss man, doch lieber Part 1 zu veröffentlichen, allerdings mit leicht veränderter Song-Abfolge und als Part 2. Alles klar? Wenn nicht, hier die wichtigste, vielleicht untergegangene Information: Das neue Album der Beastie Boys war schon vor dem Krebs fertig. Es ist überflüssig, Hot Sauce Committee, Pt. 2 als Dokument einer Krankengeschichte zu lesen oder als Kunst im Angesicht des Todes. Eher schon klingt die Platte ziemlich genau so, wie man es zum ursprünglich vorgesehenen Veröffentlichungstermin 2009 hätte erwarten können. Führt Hot Sauce Committee, Pt. 2 doch zusammen, was die Beastie Boys auf den beiden Vorgängern jeweils extrapoliert hatten. To The 5 Boroughs (2004) erforschte die Wurzeln von Rap mit dem Rückzug auf die spartanische Urkonstellation aus Rappern und DJ. The Mix-Up (2007) präsentierte Mike D, MCA und Ad-Rock als Instrumental-Band, die auf Hip-Hop-Techniken wie Sampling, Scratching und Rapping verzichtete. Zwischen diesen Extremen suchen die Beastie Boys nun ihre Identität. Sie spielen als Band, sampeln aber kräftig, lassen die Turntables rotieren und rappen, wie man es von ihnen kennt mit keifenden Stimmen. Die Beastie Boys klingen, wie nur sie klingen können, doch ihr Schaffen verorten sie lässig in der Popgeschichte: Mal, indem sie sich rückwärts absichern und den guten alten Nas über „Too Many Rappers“ lamentieren lassen. Mal, wenn sie für „Don’t Play No Game That I Can’t Win“ mit Santigold einen neuen Star engagieren, um mit ihr im Offbeat zu schunkeln. Das Prinzip Beastie Boys, durchaus ehrfürchtige Adaptionen mit einem gewissen ironischen Abstand zu versehen, es funktioniert wieder mal prima auf Hot Sauce Committee, Pt. 2. Das Ergebnis ist eine sehr gute Hip-Hop-Platte. Ganz bestimmt aber nicht mehr. Allerdings eben auch nicht weniger.