Beastie Boys :: Paul’s Boutique

Neuauflage des vielleicht wichtigsten HipHop-Albums aller Zeiten – als 24-Bit-Remastering, aber leider ohne Bonus-Tracks.

Der HipHop ist in die Jahre gekommen, hat viele seiner Helden verloren und kultiviert nur noch den eigenen Status quo. Einzige Ausnahme: die Beastie Boys. Ein Trio, das die Coolness mit Löffeln gefressen hat, auch mit Ende 40 noch am Puls der Zeit ist. Wobei PAUL’S BOUTIQUE, ihr zweites Album vom Juli 1989, erst deutlich macht, wie lange die Jungs aus New York, Brooklyn schon dabei sind, welche Entwicklung sie durchlaufen haben und wie mutig sie in ihren kreativen Entscheidungen waren und sind. So auch mit einem Album, das sich als radikaler Schlussstrich verstand — unter das wilde Party-Image des Vorgängers LICENSED TO KILL, unter ihre Zusammenarbeit mit Rauschebart Rick Rubin sowie unter ihre Zeit am Hudson River. Die Boys zogen nach Los Angeles, unterschrieben bei Capitol Records, lernten Instrumente spielen und krallten sich das (damals) heißeste Produzenten-Duo überhaupt: die Dust Brothers, zwei dauerbekiffte Klangvisionäre, dieeine Villa in Silberlake zum Tonstudio umgerüstet hatten und die wildeste Sample-Orgie aller Zeiten feierten. Die 15 Stücke von PAUL’S BOl’TIQE basieren auf nicht weniger als 105 geschickt zitierten bzw. recycelten Songs, die von HipHop-Pionieren wie Kurtis Blow und Afrika Bambaataa bis hin zu Legenden wie den Beatles, Pink Floyd, Bob Marley, Led Zeppelin oder Jimi Hendrix reichen. Natürlich alles ohne Freigabe, weil die damals gar nicht notwendig war. Woraus ein 53-minütiger Parcours aus knackigem Funk, ultracoolen Blaxploitation-Grooves, herrlich bekiffter Psychedelia und wahnwitzigem Nonsens resultiert. Mit Höhepunkten wie der Country-Parodie „5-Piece Chicken Dinner“, dem Hard-Rock-Ausflug „Looking Down The Barrel Of A Gun“ und der zwölfminütigen „B-Boy Bouiliabaisse“. Weshalb die Strophe „expanding the honzon of sucker MCs amateurs“ (aus „The Sounds Of Science“) auch Bände spricht: Mit PAULS BOUTIQUE finden sich die Beastie Boys selbst und servieren das erste von vielen Meisterwerken. Einziger Minuspunkt dieser Wiederveröffentlichung: Die raren Bonus-Tracks der Japan-Edition fehlen.