Beastie Boys :: Solid Gold Hits
Die Tick, Trick und Track des HipHop mit dem zweiten Karriererückblick in sechs Jahren und 75 Tracks, die für "ordentlich Nüsse im Christstollen" sorgen. Pardon?
Mit ihrer Vergangenheit haben Mike D., Adam Yauch und Adam Horovitz so ihre Probleme. Vor allem mit dem ’86er-Album Licensed To Ill. Damals waren sie 18 bis 20 Jahre jung, gerade vom Punk zum HipHop konvertiert und so vergnügungssüchtig wie ein Rudel Marines bei Landgang. Sie rappten über wilde Gelage und schnellen Sex, präsentierten auf der Bühne einen überdimensionalen Penis, sperrten dort auch wenig bekleidete Damen in Käfige und schmetterten Hymnen wie „Fight For Your Right“ oder „No Sleep Till Brooklyn“. Songs, mit denen Produzent Rick Rubin Millionen scheffelte, wahrend sie selbst als Möchtegern-Bad-Boys belächelt wurden. Ein Image, das sie erst loswurden, als sie Festivals für den Dalai Lama organisierten, credible Scheiben wie Pauls Boutique oder Check Your Head aufnahmen und sich als „elder statesmen des HipHop“ profilierten. Das politisch unkorrekte Frühwerk ließen sie dagegen liebend gerne unterdenTisch fallen. Auf der ’99er-Anthologie The Sounds Of Science ist „No Sleep“ nicht einmal vertreten, und auf der Video Anthology aus dem Jahr 2000 fehlt tatsächlich auch „Fight For Your Right“. Doch mit Anfang 40 scheint man über den Dingen zu stehen – und den hohen Unterhaltungswert der Songs bzw. der Clips zu schätzen. Kein Wunder: „No Sleep Till Brooklyn“ ist herrlicher 80s-Trash mit halbnackten Mädels, fiesen Klamotten und mehr VW-Signets, als Wolfsburg in einem Geschäftsjahr produziert. Und auch „Fight For Your Right“ ist großes Kino: Hier mischen die Milchgesichter eine langweilige Party mit spanischer Fliege und Kuchenschlacht auf. Eine nette Teenie-Phantasie und eines der Highlights von SOLID GOLDS HITS. Eine 15-Track-Compilation. mit der die New Yorker erstmals richtige Vergangenheitsbewältigung betreiben, und zwar im Doppelpack aus CD und DVD. Wobei letztere das Hauptverkaufsargument liefert. Sei es wegen des unveröffentlichten Live-Clips zu „Brass Monkey“ oder der Neuzugänge von TO THE 5 BOROUGHS: das grandiose „Ch-Check It Out“, die stimmungsvolle Hommage „An Open Letter To NYC“ (gedreht aus der Skatebord-Perspektive) und „Triple Trouble“, in dem sie von Big Foot entführt werden. Herrliche Kurzfilme zu herrlichen Tracks. Wobei die Beastie Boys immer dann am besten sind, wenn sie wie in „Intergalactic“, „Sabotage“ oder „Body Movin'“ ihr durchaus vorhandenes schauspielerisches Talent unter Beweisstellen.
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