Being John Malkovich :: Kinostart: 11.5.
Einmal in die Haut eines anderen schlüpfen. Mit seinen Augen sehen, die Welt verstehen, fühlen und denken wie er. Ein Bedürfnis, eine Sehnsucht, ein Verlangen, das gleichermaßen die Faszination für das Medium Film und unsere pathologische Begeisterung für Stars erklärt. Und das ausserdem die Grundlage bildet für BEINC JOHN MALKOVICH, einen der unverschämt originellsten und witzigsten Filme der letzten Jahre. Nichts anderes war zu erwarten von dem Filmdebüt von Spike Jonze, Ehemann von Sofia Coppola und Videoclip-Regisseur extraordinaire, auf dessen Konto Clip-Meilensteine wie „Sabotage“ (Beastie Boys), „It’s Oh So Ouiet“ (Björk) oder „Praise You“ (Fatboy Slim; Jonze selbst spielt den entfesselten Eintänzer) gehen. Überraschend ist nur.dass er in seiner dadaistischen Mär über Starverehrung, Paranoia, Individualität und Manipulation auf visuelle Mätzchen verzichtet und seine Story vom ganz unnormalen Wahnsinn so unattraktiv, grau und schlicht wie möglich gestaltet. Man muss schon einen Sinn fürs Perverse haben, attraktive Schauspieler wie John Cusack oder Cameron Diaz zu besetzen und ihn dann hinter ungepflegtem Vollbart und John-Lennon-Billigbrille verschwinden zu lassen, während sie ungeschminkt mit der denkbar unvorteilhaftesten Ausfransperücke verunstaltet wurde, und aussieht, als wäre auf ihrem Kopf ein Chinaböller explodiert. Eitelkeit kann also nicht der Antrieb gewesen sein, bei diesem ebenso surrealen wie subversiven Angriff auf die Realität (man denke an Bunuels späte Filme) mitzuwirken wohl aber die Erkenntnis, dass BEINC JOHN MALKOVICH dereinst einen einzigartigen Platz in der Geschichte des amerikanischen Films einnehmen wird. Okay, wie verrückt ist BEING JOHN MALKO-VICH? Ziemlich. Die Geschichte geht ungefähr wie folgt: Ein arbeitsloser Puppenspieler muss einen Job als Aktensortierer im siebeneinhalbten Stockwerk eines Bürohauses annehmen. Zufällig entdeckt er hinter einem Schrank einen geheimen Zugang, der vom Rektum direkt in den Kopf von John Malkovich führt, in dem man sich 15 Minuten aufhalten kann, bevor man am Autobahnkreuz New Jersey ausgespuckt wird. Fortan verkaufter Eintrittskarten zu Malkovichs Kopf, bis der Schauspieler ihm auf die Schliche kommt und sich schließlich selbst besucht. Tatsächlich ist der Plot viel komplizierter und vielschichtiger, aber in Ermangelung von Platz muss diese Beschreibung reichen. Den meisten Beifall in diesem Tollhaus verdient natürlich John Malkovich, der nicht nur einwilligte, sich selbst zu spielen, sondern auch den Mut hatte, sich als schleimigen, selbstverliebten und affektierten Zeitgenossen darzustellen. „Seid gemein zu Malkovich“, soll er bei seiner Zusage gesagt haben. Niemand ist in diesem wunderbaren Film gemeiner zu Malkovich als er selbst. Wie er sich selbst in seinem Kopf erlebt, ist so wahnwitzig, dass man nur noch eines sagen kann: Malkovich, Malkovich, Malkovich. Wer den Film gesehen hat, wird verstehen, was damit gemeint ist.
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