Ben Harper – Burn To Shine
Welcher Musiker kann schon von sich behaupten, fast an der ersten Note eines Songs identifiziert zu werden? Eben. Ben Harper zählt zu dieser kleinen Gruppe. Sein eigenwilliger Mix aus Folk, Blues und Gitarrenrock bleibt vor allem unverkennbar durch Harpers Falsettstimme,die sich psychedelisch dahinschlängelnden Gitarren und die knochentrockene Abmischung. Klar: Das ist der Retro-Geist, wie ihn auch Lenny Kravitz pflegt, nur eben nicht so fein, so kantig und so vielseitig wie Ben Harper. Zum Beispiel „Less“: Eine Berimbao beginnt einen Beat, weitere Percussioninstrumente gesellen sich dazu, so daß nun eigentlich ein zünftiger Ethno-Ausflug folgen müßte. Doch dann steigt mit quietschendem Feedback eine ungehobelte Slide-Rotzgitarre ein, die von Jimmy Page gespielt sein könnte. Ein aus voller Kehle gegröhlter Chor läßt diesen holprigen Ritt schließlich in einer wilden Hardrock-Hymne enden. Schon kurz darauffindet man Ragtime-Swing („Suzie Blue“),Mouth-Beat-Samples („Steal My Kisses“) oder einfach nur straighten Rock’n’Roll („Burn To Shine“). Meist widmet sich Ben Harper jedoch völlig unprätentiöser Folk-Melancholie: „Two Hands Of Prayer“ oder „The Woman In You“ leuchten als solche rauh behauenen, nach innen strahlende Diamanten, die ihre Kraft im wesentlichen aus Harpers gebrochener Soul-Stimme beziehen. Daß sich Parallelen ausgerechnet zu solch grundverschiedenen Künstlern wie Prince, Traci Chapman und Curtis Mayfield aufdrängen, unterstreicht Harpers eigene Handschrift nur umso deutlicher. Burn To Shine, auf dem auchTyrone Downie von Bob Marleys Wailers und David Lindley zu hören sind, mag Ben Harpers unzugänglichstes Album sein. Zweifellos ist es aber auch sein abwechslungsreichstes und intensivstes.
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