Ben Lukas Boysen

Spells

Erased Tapes/Indigo

Kleines Klangcollagen-Meisterwerk aus dem Umfeld von Nils Frahm.

Ben Lukas Boysen stammt aus einer Künstlerfamilie. Bruder Oliver arbeitet als Schauspieler und Synchronsprecher, Mutter Deirdre stand zu Lebzeiten als Sopranistin auf der Bühne, und Vater Claus wirkte in Hörspielen und in Filmen wie „Tatort“ mit. Musik wurde zu Hause in Oldenburg nicht nur viel gehört, sondern auch gemacht. So wurde der Wahlberliner ein wunderbarer Pia­nist.

So wunderbar, dass sein Freund und Wegbegleiter Nils Frahm kaum glauben wollte, dass Boysen nicht am Klavier sitzt, sondern die Klänge mit einer speziellen Software am PC generiert. Der Grenzgänger zwischen Klassik, Ambient und allen Formen der Electronica ist seit 2003 hochproduktiv, man schaue sich nur die Veröffentlichungen unter seinem Pseudonym Hecq, seinem eigenen Namen und dazu all die Auftragsarbeiten für Filme, Spiele und Kunstinstallatio­nen an.

So bedrohlich wie die Soundtrack-Arbeit zu „Restive“, einem Film über häusliche Gewalt, klingt SPELLS nicht, auch wenn eine Schwere über dem neuen Album liegt, die immer wieder in Schönheit und Anmut übergeht. Boysen fungiert als Klangdesigner, als Programmierer, der zudem tontechnische Effektgeräte einsetzt und es stets schafft, seinen instrumentalen Tracks eine bemerkenswerte Wärme und Feinfühligkeit zu verleihen.

Fast zärtlich und entrückt klingt die Musik von SPELLS, das unter Mithilfe des Schlagzeugers Achim Färber (Project Pitchfork, Phillip Boa, Automat), einer Harfenistin sowie des russischen Cellisten Anton Peisakhov entstand und dem Nils Frahm den finalen Schliff gab. Da bleiben Vergleiche wie die zu Mogwai oder Popol Vuh von marginaler Bedeutung – SPELLS zeigt einen Künstler mit einer bemerkenswerten Handschrift.