Benjamin von Stuckrad-Barre – Livealbum; Benjamin von Stuckrad-Barre – Remix :: Sensibel

Benjamin von Stuckrad-Barre, Autorenyoungster von zarten 24 Jahren, bewegt die Gemüter. Die jungen Leser, die Jane Austen für den Bruder von Marilyn Manson halten, feierten ihn nach seinem Debüt „Soloalbum“ als Offenbarung, als neuen Bukowski, als Stimme ihrer Generation. Freunde der gehobenen Muse bzw. Schreibe hielten ihn für Hera Lind in jung und mit Pimmel (sowie Hirn). Peter Henning tadelte im „Tip“ BSB’s „Anpassungsliteratur, die bloß noch Oberflächenreize transportiert, eine Literatur der Verlogenheit, des Verrats“. Jetzt beschreibt der so Gescholtene in LIVEALBUM, 3 Sterne die Lesetour, die er mit seinem Romandebüt SOLOALBUM absolviert hat. Alles fängt sehr witzig an und hört auch ebenso absurd-komisch auf. Aber der Teil zwischen den ersten und den letzten 20 Seiten nervt: Unter der Oberfläche der vordergründigen Witzischkeit schimmert Selbstmitleid wegen der ach so bösen und oberflächlichen Journalisten. Er wird mißverstanden, fast alle Menschen sind schlecht, die Welt böse und Benjaminchen sooo sensibel, daß er sich eine schicke Bulimie heranzüchtet, Lady-Di-Krankheit, Aufschrei aller Unverstandenen. Zwar lesen sich seine Erzählungen kurzweilig und amüsant, BSB hat durchaus Talent, aber hier verschwendet er es an Nichtigkeiten. In den Reportagen, Portraits und Kurzgeschichten, die Stuckrad-Barre für REMIX 5, Sterne, gesammelt hat, zeigt er sich jedoch als brillanter Beobachter, zielsichere Trendnase, Menschenkenner und verdammt witziger Schreiber. Den Großteil der Menschheit – etwa Bono, Lindenberg und Salman Rushdie-findet er zwar noch immer schlecht. Der diesmal eher geneigte als geknickte Leser nimmt es aber nicht mehr so übel. REMIX ist ein gutes U-Bahn-Buch, es bietet Bits & Pieces zum Schmunzeln oder Nachdenken, Lach- und Sachgeschichten für die Generation Y sozusagen.