Für die Lesepausen: Eine Film-Watchlist zum Welttag des Buches 2021


Seit 1995 ist der 23. April der Liebe zum Buch und zur Kultur des geschriebenen Wortes gewidmet – also lest munter drauflos. Für die Lesepause zwischendurch empfehlen wir euch aufschlussreiche Schriftsteller*innen-Biopics und besondere Verfilmungen.

Liebevoll übers Bücherregal streichen, Passagen aus den Lieblingsbüchern nochmal lesen, in Buchhandlungen stöbern (soweit gerade möglich), neue Lesevorsätze fassen – es gibt unzählige Wege, den Welttag des Buches am 23. April 2021 zu feiern und der Kultur des geschriebenen Wortes zu huldigen. Wer zwischendurch aber womöglich einen literaturfokussierten Film einstreuen will, wird in der folgenden Zusammenstellung sehenswerter Biopics und Literaturverfilmungen fündig.

Capote (2005)

1966 erschien Truman Capotes „Kaltblütig“, ein Tatsachenroman, der auf der erschütternden Ermordung einer Familie in einem Dorf im US-Bundesstaat Kansas beruhte. Bennett Millers Biopic aus dem Jahr 2005 widmet sich der mühsamen und problematischen Entstehungsgeschichte dieses Romans. In düsteren Farben und mit bedächtigem Tonfall zeigt „Capote“, wie der New Yorker Lebemann Truman (Philip Seymour Hoffman) zur Recherche nach Kansas reist, den Freunden der ermordeten Clutter-Familie alle Details zu deren Leben entlockt, hautnah an den Ermittlungen zum Fall dran ist und schließlich auch die beiden Täter über Jahre interviewt.

„Capote“ ist ein düsteres Drama, das sich intensiv und kritisch mit dem begnadeten Schriftsteller auseinandersetzt, der nach dem hart erarbeiteten Welterfolg von „Kaltblütig“ (sehr lesenswert, übrigens) bis zu seinem Tod 1984 nie wieder einen Roman verfasst hat.

Hier einen Clip aus dem Film.

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Abbitte (2007)

Wer Ian McEwans im Jahr 1935 einsetzenden Roman „Abbitte“ (2001) kennt, wird sich an diejenigen Passagen gut erinnern, an denen man das Buch an die Wand schmeißen und laut schreien wollte – ein paar Twists dieses absolut fesselnden Romans waren dann doch zu schmerzhaft. Joe Wrights Verfilmung aus dem Jahr 2007 fängt die Erzählung um den jungen, aus einfachen Verhältnissen stammenden Robbie Turner (James McAvoy) und seiner erwachenden Liebe zu seiner Upper-Class-Kindheitsfreundin Cecilia Tallis (Keira Knightly) aufs Wunderbarste ein.

Darüber hinaus schafft es der Film „Abbitte“ aber auch, die metafiktionale Dimension der Buchvorlage zu erfassen. Denn erheblichen Anteil an den tragischen Wendungen in „Abbitte“ hat die überbordende Fantasie und schriftstellerische Ambition der 13-jährigen Briony Tallis (Saoirse Ronan). Der Buchvorlage entsprechend erforscht „Abbitte“ das destruktive wie auch versöhnliche Potenzial schriftstellerischer Fantasie. Ein absolut sehenswertes Drama.

Zum Trailer auf YouTube geht es hier entlang.

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Neruda (2016)

Er galt als „König der Liebe“, aber zugleich auch als überzeugter Kommunist: der chilenische Dichter Pablo Neruda (1904-1973). Nachdem er sich 1948 mit expliziten Reden gegen den chilenischen Präsidenten Gabriel González Videla gerichtet hatte, war Neruda, damaliger Senator im chilenischen Parlament, gezwungen, das Land schnellstmöglich zu verlassen. Nerudas Flucht ins Exil ist der Fokus von Pablo Larraíns Film „Neruda“, der aber interessanterweise aus der Sicht eines fiktiven Gegenspielers erzählt wird: Oscar Peluchonneau (Gael García Bernal), ein so entschlossen wie stumpf wirkender Polizeidetektiv, der den flüchtigen Neruda (Luis Gnecco) fassen soll. Dieser ist im Verlauf der atemberaubend gefilmten Flucht durch die Landschaften Chiles dem einfach gestrickten Peluchonneau aber immer einen Schritt voraus. Der so konstant mokierte Peluchonneau kommt bald nicht umhin, seine eigene Funktion in dieser Erzählung zu reflektieren. „Neruda“ ist ein erfrischendes Biopic mit einer interessanten metafiktionalen Ebene, das zeigt, mit wie viel Einfallsreichtum sich eine literarische Persönlichkeit filmisch ergründen lässt.

Den Trailer zu „Naruda“ findet ihr auf YouTube.

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Geliebte Jane (2007)

Verfilmungen ihrer pointierten Gesellschaftsromane (u.a. „Stolz und Vorurteil“, „Sinn und Sinnlichkeit“, „Emma“) gibt es noch und nöcher, aber wie sah eigentlich das kurze Leben der britischen Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) aus? Julian Jarrolds Film „Geliebte Jane“ lässt uns einen Blick auf Jane (Anne Hathaway) als junge Frau werfen, die im ländlichen Hampshire bei ihrer Familie lebt und mit ihren spitzen Essays Abendgesellschaften unterhält. Einen Roman veröffentlichen konnte sie bislang nicht, ohnehin sei dies keine Zukunftsaussicht, wird ihr immer wieder eingebläut. Sie soll stattdessen möglichst bald unter die Haube kommen, idealerweise mit dem gut betuchten Mr. Wisley (Laurence Fox). Jane verfällt stattdessen aber dem angehenden Juristen Tom Lefroy (James McAvoy), der ihren Scharfsinn herausfordert und sie in ihrer schriftstellerischen Begabung unterstützt. Ihrer Liaison steht in der restriktiven britischen Gesellschaft zu Ende des 18. Jahrhunderts aber einiges im Weg.

„Geliebte Jane“ ist emotionales Drama und aufschlussreiches Gesellschaftsporträt in einem und vermittelt auf herzzerreißende Weise, warum Jane Austen ihren Romanheldinnen Happy Ends gab, die ihr selbst nicht vergönnt waren.

Hier geht’s zum Trailer vom Film.

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Burning (2018)

Während der rund zweieinhalbstündigen Laufzeit des gefeierten südkoreanischen Dramas „Burning“ kann man sich schon fragen, wie dieser Film auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami beruhen kann, die man in maximal zwanzig Minuten durch hat. Hat Regisseur Lee Chang-dong hier etwas unnötig in die Länge gezogen? Nein, keineswegs. Im Mittelpunkt von „Burning“ steht der junge Lee Jong-su (Yoo Ah-in), der sich mit Gelegenheitsjobs verdingt, während er eigentlich von einer Schriftstellerkarriere träumt. Bei einem seiner Jobs begegnet er Shin Hae-mi (Jeon Jong-seo), die mit ihm in seiner Nachbarschaft aufgewachsen ist. Zwischen Hae-mi und ihm entwickelt sich bald ein zartes Band, bis sie plötzlich den wohlhabenden Ben (Steven Yeun) im Schlepptau hat. Eines Abends erzählt Ben Jong-su von seinem seltsamen Hobby: Er fackelt gern verfallene Gewächshäuser ab. Kurz darauf verschwindet Hae-mi.

Dies ist der entscheidende Plot-Point in Murakamis Kurzgeschichte „Scheunenabbrennen“ (1983). „Burning“ verlegt deren Handlung von Japan nach Südkorea und ist mit Reflexionen über existenzielle Unsicherheit und Auslöschung aufgeladen. Und zu guter Letzt hat Lee Chang-dong das Ende der Kurzgeschichte abgeändert und sie sich auf so gelungene Weise zu eigen gemacht, wie man es selten mit Literaturverfilmungen erlebt. Daher sei denjenigen, die Murakamis Kurzgeschichte noch nicht kennen, unbedingt empfohlen, sie nach diesem sehenswerten Film zu lesen und sich vom Unterschied verblüffen zu lassen.

Für einen Vorgeschmack auf den Film solltet ihr unbedingt auch den Trailer anschauen.

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