Bianca Casady & The C.i.A. :: Oscar Hocks

Die jüngere Hälfte von CocoRosie verzaubert mit sehr schiefem Weird-Folk.

Nur weil die eine nicht dabei ist, muss die andere ja nicht unbedingt in eine neue musikalische Rolle schlüpfen. Schon gar nicht, wenn es sich hierbei um CocoRosie handelt. Bianca, die jüngere der Casady-Schwestern und besser als „Coco“ bekannt, schlägt sich auf ihrem Solo-Debüt weit weg von irgendeinem Mainstream in die Abseiten des Freak-Folks und bleibt damit auf den Spuren von CocoRosie.

Das deutete sich schon durch zwei Videos an, die Monate vor der Veröffentlichung von OSCAR HOCKS ins Netz gestellt wurden: der düstere, in der Nacht gedrehte Schwarzweiß-Film zu „Poor Deal“, eine wunderschöne Pop-Miniatur. Ferner der Performance-Clip von „Tumbleweed“, ein sehr karg arrangierter, sinnlicher und eskapadenfreier Song, benannt nach den Pflanzen, die als Steppenläufer gerne mal durch Westernfilme rollen.

Auch die anderen der insgesamt zwölf Lieder des Albums sind keine Unbekannten, weil Bianca sie mit ihrer Band The C.i.A. live schon seit einem halben Jahr aufführt. Die Shows mit ihren ungestimmten und verstimmten Instrumenten sind mehr eine Mischung aus Performance, Tanz und Theater als ein normales Rock-Konzert und trotzdem rocken die Songs dort live auch gerne mal.

Auf OSCAR HOCKS aber werden sie weit zurück genommen und viel sparsamer interpretiert, windschief bleiben sie natürlich trotzdem, wenn sie zwischen schrägen Tango-Einlagen, Avantgarde, Soundspielereien, alptraumhaften Passagen, kammerorchestralen Einflüssen und kindlichen Klängen herumgeistern. Das alles bleibt in Hörweite zu CocoRosie, vor allem weil die Gesangsstimme von Bianca Casady so präsent ist, aber trotzdem führen diese Lieder ein sehr eigenes und sehr bizarres Leben.