Bill Bruford – Feels Good To Me
Der Rock hat die Funktion des Schlagzeugers im Gruppenkörper an Bedeutung wachsen lassen durch den notwendig starken Rhythmus. Derselbe Umstand hat unterdessen diese Position aber auch fixiert. Da ist es wohl ganz natürlich, daß mal einer ausbricht mit eigenen Alben. Wie Bill Bruford, der bei Yes spielte (als die noch nicht größenwahnsinnig waren) und bei King Crimson, Gong und National Health.
Bruford hat hier sein ganz individuelles Rezept gefunden. Er bleibt nämlich diszipliniert, weil er sich voll integriert in die Band, mit der er spielt. Er ordnet sich unter, weil’s für die Musik fruchtbarer ist. Die allerdings entspricht seinen Intentionen. Wenn auch vermutlich nicht unbedingt denen eines Plattenmanagers, denn sie ist gar nicht so einfach zu klassifizieren – ist gewachsen auf jenem noch nicht durch Etikette verschandelten Feld, wo die reizvollsten Früchte sprießen.
Brufords Album kann bei Rock-Fans wie bei Jazzern gleichermaßen ankommen. Das durchgängige Metrum aus dem Rock behält er bei, was wiederum den Hörer bei der Stange hält. Andere Gestaltungsprinzipien, melodische und harmonische, kommen aus der komplizierteren Jazzpraxis. Es war ja auch mit Kenny Wheeler am Flügelhorn ein Spitzen-Jazzer an diesen Aufnahmen beteiligt.
Das avancierteste und gleichzeitig am unkompliziertesten aufzunehmende Stück ist „Adios A La Pasada“. Leise nähern sich Töne aus der Ferne, knüpfen Beziehungen zueinander, eine Form deutet sich fragmentarisch an, Annette Peacock haucht ihren Text hinein, Allan Holdsworth an der Gitarre führt die Gruppe zum wogenden Swingen; Abschnitte verschiedener Färbungen wärmen die Temperamente auf. Eine phantasiereiche, acht Minuten lange Story rollt vor einem ab, ähnlich den King Crimson-Legenden. Dieser Titel allein ist die Platte wert. Und er hat in der Übersetzung durchaus einen zukunftsweisenden Gehalt: „Goodbye To The Past“ (Ade Vergangenheit).
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