Bill Bruford – If Summer Had It’s Ghosts
Komponierende Drummer sind ähnlich tragische Figuren wie Journalisten, die eigentlich lieber Schriftsteller geworden wären. Das Ergebnis entsprechender Bemühungen ist dann meist so populär wie Tränengas – Simon Phillips weiß ein Lied davon zu singen. Bill Bruford dagegen ist mit seinem jazzorientierten Projekt Earthworks zum Marktführer in Sachen Tränengas avanciert. IF SUMMER HAD IT’S GHOSTS allerdings hat das ehemalige Yes-, das bereuende UK- und bekennende King-Crimson-Mitglied Bruford an der Seite von Größen wie Ralph Towner (g, p) und Eddie Gomez (b) eingespielt. Fremd jeder akademischen Attitüde fügt das ergraute Trio der Geschichte des Jazz eine bemerkenswerte Fußnote hinzu. Auffällig sparsam und puristisch geht es zu, wenn sich die größten Handwerker des Genres treffen. Towners zwölfseitige Akustische kleidet die abstrakten Ideen des Drummers in willkürlich unwillkürliche Farbenfreude, Gomez sekundiert den stolpernden Synkopen mit luftigen Bassläufen. Und den sympathischen Bruford möchte man knuddeln, daß er endlich, endlich sein digital-elektronisches Drumset zuhause gelassen hat. Mit Leuten wie Bruford, Towner und Gomez verhält es sich wie mit Greenpeace-Aktivisten: Manchmal gehen sie einem auf die Nerven, aber leider haben sie immer recht.
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