Billy Nomates

Cacti

PIAS/Invada/Rough Trade (VÖ: 13.1.)

Der Postpunk der Britin sagt weiter Fuck You – das aber für ihre Verhältnisse fast schwärmerisch.

Muss man sich erst mal trauen: die Bühne als stolze Dissidentin zu betreten und dem Publikum ein fettes „Nein!“ entgegenzumotzen. Ein „No small talk“, zu allem Überfluss noch ein Nein zur Ganzkörperrasur: „I won’t shave everything off“, verkündete Tor Maries in ihrer ersten Single „No“ im Jahr 2020, „I’m not twelve“. Aber zur Strategie der britischen Musikerin, die sich Billy Nomates nennt, passte die Bartleby-Nummer andererseits ganz wunderbar. Schließlich ist Nomates in ihren besten Momenten so nah dran an der Immer-dagegen-Haltung des Punk und Postpunk, wie man hundert popkulturelle Zeitenwenden nach deren Hochzeit noch sein kann, ohne schal und recyclingwütig zu klingen.

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Auf ihrem selbstbetitelten Debüt entwarf sie Protestmusik mit Sprechgesang, die sich oft abgemagert bis auf die Knochen anhörte. Man ist also etwas verwundert, wenn ihr zweites Album CACTI mit einem für ihre Verhältnisse fast hymnischen, groß gedachten und gewachsenen Song beginnt. Doch, „Balance Is Gone“ kündigt es an: Mit dem Yin und Yang, der heiligen Balance aus Drumcomputer und knochentrockenen Bassläufen, ist es vorbei – und Nomates mehr Sängerin als je zuvor.

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Fiese, kleine Bassbiester wie „Vertigo“ kann sie nach wie vor, aber selbst die dürfen sich im Refrain aus der Dunkelheit wühlen. Ansonsten sagt die Neinsagerin Nomates diesmal Ja zu schwärmerischen 80ies-Pop-Zitaten, zu vor Schönheit taumelnden Melodien („Saboteur Forcefield“), aber auch zu dark-waviger Laptopmusik wie in der Titelsingle „Cacti“. Ein großes Fuck You ist das noch immer, aber nun eben an alle, die Nomates ewig auf den Sleaford-Mods-Gedenksound festnageln wollen.

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