Blainbieter – Cleanride
Wer sich ohne Raumgewinn möglichst gelassen bewegen will, sollte sich unbedingt mal in einen Schaukelstuhl setzen. Und wer ebendort allergrößte Gelassenheit an den Tag legt, bleibt zunächst mehrere Stunden regungslos sitzen – und beginnt erst dann ganz langsam mit dem Schaukeln. Blainbieter heißt die Band, die einem solchen Freizeitverhalten garantiert eine Menge abgewinnen kann und auf ihrem Debüt Cleanride definitiv die Ruhe weg hat. Stilistisch nie dingfest zu machen, mäandert ihr Sound zwischen weitläufigem Prog-Rock und breiten Ambient-Flächen, scheinbar ziellos wabernde und doch sehr konkret (zer)fließende Soundlandschaften münden in filigranes Kammermusikflimmern.
Weil Tobias Vethake als Individuum neben der Gitarre auch noch Cello, Mandoline und Lap-Steel bedient, und weil Blainbieter als Kollektiv eines ganz sicher wissen: Die Ruhe vor dem Sturm kommt immer wieder, wenn die Winde sich gelegt haben. Wunderbar, wie Blainbieter in „Janboy“ den Spannungsbogen von lieblichen Harmonien in Dissonanzen hinübergleiten lassen, Cleanride ist ein wortloser Abgesang auf vieles von dem, was ist – und zugleich ein instrumentales Versprechen auf all das, was werden könnte. Der Sinn des Lebens ist die Ausdehnung von Glück – wenn man es denn findet. Blainbieter wissen das, und wir sollten von ihnen lernen. Mit Musik, die Lust und Leidenschaft und Wohlklang und Verstörung zugleich ist.
www.blainbieter.de Artverwandtes:
Mogwal Come On Die Young (1999)
Godspeed You! Black Emperor Yanqui U.X.O. (2002)
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