Puh, erst mal den Schweiß von der Stirn wischen: Bloc Party sind vom Pfad der soundmalerischen Weichspülerei à la U2, den sie teilweise mit A WEEKEND IN THE CITY eingeschlagen hatten, abgekommen. Und dann tief durchatmen: Das Euro-Disco- Intermezzo à la „Flux“ ist auch passé. Stattdessen eröffnen ein infernalisches Drum-Beat-Bollwerk, eine Polizeisirenengitarre und ein „I declare war!“ plärrender Kele Okereke das dritte Studioalbum der gang of four, so dass man meint, aus Versehen „Firestarter“ aufgelegt zu haben. Back to Kompromisslosigkeit, nennt man das wohl. Wobei: Das ein oder andere Glöckchen, Streicherchen, Bläserchen und melodramtische Chörchen hat das Produzenten-Duo Paul Epworth (der bereits SILENT ALARM auf knallig trimmte) und Jacknife Lee (der von mir für A WEEKEND IN THE CITY keinen Kreuzer kriegt!) schon untergebracht. Aber seien wir ehrlich: Will man ein Album über Intimität machen, sind die unerlässlich.Keles Offenbarungseid in der in der Vorab-Single „Mercury“ dürfen wir getrost als exemplarisch werten: „When I saw you last I wanted to say: ‚Run away with me! This could be the start of something truly real.‘ But all that I could say was: ‚Hey.’“ Der Wille zur Veränderung ist da, aber die Fahndung nach Vertraut- heit scheitert an der eigenen Geilheit: „I‘m sleeping with people I don’t even like.“ Passend zur kontemplativen Grundstimmung finden sich keine übermäßig anbiedernden Dancefloor-Filler wie „Hunting For Witches“, was nicht heißen soll, dass INTIMACY nicht tanzbar gediehen ist. Au contraire: It’s danceable as fuck! Aber eben auch verstörend as fuck. Dieses höhere Maß an vom Rezipienten geforderter Aufmerksamkeit gemahnt schon sehr an die britischen Indie-Überväter von Radiohead – neben der Veröffentlichungspolitik ein weiteres Indiz dafür, zu wem Bloc Party aufblicken.Hinten raus ein Tipp für Freunde fassbarer Tonträger: Die CD- Version, die am 24.10. erscheint, birgt zusätzliche Tracks, die nicht im Download-Paket enthalten sind.