Blondie – Blondie /Plastic Letters / Parallel Lines / Eat To The Beat / Autoamerican / The Hunter :: Wave-Blüten aus der Bowery

Blondie war die einzige Band aus dem New Yorker Underground-Zirkel der Mittsiebziger, die es zu Weltruhm bringen sollte. Völlig zu Recht, vereinten sich in der Post-Clam-Truppe doch diverse Star-Komponenten: Gleich vier Bandmitglieder- Sängerin Deborah „Debbie“ Harry, Gitarrist Chris Stein, Keyboarder Jimmy Destri sowie der nach dem ersten Album ausgeschiedene Bassist Gary Valentine – komponierten die Songs der Band. Dann natürlich das Image: Fünf dunkelhaarige, mehr oder minder fotogene Typen bildeten einen reizvollen Kontrast zu Debbie Harrys platinblonden Pin-Up-Attributen. Und zu guter Letzt überzeugt zumindest die Hälfte der sechs zum 25-jährigen Band-Jubiläum in Neuedition mit diversen Bonustracks (B-Seiten, Livemitschnitte, Demos, Outtakes und Alternative Versions) aufgelegten Alben der Jahre 1976 bis 1982. Schon mit ihrem Debüt BLONDIE (3) vermittelte die Band Fun-Faktor mit rauem Pop-Appeal. Sixties-Beat, Surf-Kult, juvenile Attitüde, dramatische Teenager-Balladen im Stile der Shangri-La’s sowie Destris Doors-Faible sorgten für Minihits wie „X Offender“ und „In The Flesh“. Künstlerisch wesentlich befriedigender fiel der Nachfolger PLASTIC LETTERS (4) von 1978 aus: Punk-Persiflagen („I’m On E“),Teen-Hysterie („Fan Mail“), No Wave („Cautious Lip“) sowie zwei Top-Ten-Reißer in den UK-Charts („Denis“, „I’m Always Touched By Your Presence, Dear“) machten das möglich. Auf dem dritten Album verbesserte sich das Songwriting quantensprungartig. Das erstaunliche Ergebnis PARALLEL LINES (6) tummelte sich weltweit in den Charts, platzierte sich in Großbritannien auf Rang eins, brachte der Band den Durchbruch in den USA und warf ganz nebenbei auch noch sechs Single-Hits ab (u.a. „Heart Of Glass“ und „Sunday Girl“). Unter den vier Bonustracks finden sich mit „Once I Had A Love a.k.a. The Disco Song“ die ’78er-Demoversion von „Heart Of Glass“ sowie ein Cover von Marc Bolans „Get It On (Bang A Gong)“. Mit EAT TO THE BEAT (5) lieferte das Sextett dann im Herbst 1979 eine perfekte Blaupause seines Erfolgskonzepts ab. Der Phil-Spector-Sound der Chartbreaker „Dreaming“, „Union City Blue“ und „Atomic“ zog jetzt sowohl bei den Wave-Kids als auch beim breiten Publikum. Lang gesucht bei Sammlern sind die beigefügten beiden Live-Raritäten, David Bowies „Heroes“ und Johnny Cashs „Ring Of Fire“. Deutlich weniger anregend geriet das fünfte Blondie-Studiowerk. Drogenexzesse, Starallüren und ein künstlerischer Burn-Out nach Jahren des intensiven Tourens ließ AUTOAMERICAN (3) trotz der vorzüglichen Prä-HipHop-Vignette „Rapture“ auf kreativer Sparflamme kochen. Die seichte Paragons-Interpretation „The Tide Is High“ wurde dennoch zur Nummer-1-Single. Als Bonustracks gibt’s hier Giorgio Moroders Long Version von „Call Me“ sowie den Special Disco Remix von „Rapture“. Auf dem ’82er-Album THE HUNTER (2) reichte das einst so stark konzentrierte Wasserstoffperoxid nur noch für hässliches abwaschwasserfarbenes Dunkelblond. Nach einer wegen mangelnder Nachfrage abgesagten England-Tour verschwanden Blondie in der Versenkung und sollten erst knapp zwanzig Jahre später mit einem halbwegs gelungenen Comeback-Album zurückkommen.

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